Trigema-Gründer Wolfgang Grupp spricht über Verantwortung
und würzt seine Rede mit humorigen Anekdoten beim Neujahrsempfang im Rathaus
Er ist seinem Ruf gerecht geworden, ein rhetorisch versierter Redner mit hohem Unterhaltungswert zu sein. Als populären Vertreter des Mittelstandes, „der nicht auf den Mund gefallen ist und seine Meinung sagt, auch wenn sie nicht jedem schmeckt“ hat Bürgermeister Stefan Neumann mit Wolfgang Grupp den Ex-Chef von Trigema eingeladen, beim Neujahrsempfang von Künzelsau zu sprechen. Dieser stand unter dem Motto „zweitausendWIRundzwanzig“. Dem für plakative und provokante Thesen bekannten Textilunternehmer von der Schwäbischen Alb ist es gelungen, die Gäste in seiner mit persönlichen Anekdoten gewürzten Rede oft zum Lachen zu bringen.
Dabei hat Grupp, der sich selbst auch mal als „Spinner“ bezeichnet, ein ernstes Anliegen. „Die vielen Unternehmer, die kassieren und den Bettel hinschmeißen, wenn es schlecht geht“, sind für den Mittelständler der Grund dafür, dass das Vertrauen in die Marktwirtschaft verloren geht. Nicht zufällig seien die Insolvenzen 2023 um 23 Prozent gestiegen, meinte er. Ein krasses Beispiel ist für ihn die erneute Insolvenz von Kaufhof und das Verhalten des österreichischen Investors Benko. „Wir brauchen wieder die persönliche Verantwortung und Haftung“, fordert Grupp. „Gebt denen, die persönlich haften 50 Prozent Einkommensteuerrabatt, dann sieht die Welt plötzlich ganz anders aus“, appellierte er an die Politik.
Grupp erinnerte daran, dass es in Burladingen einmal 26 Textilbetriebe gegeben habe. Als einziger sei Trigema als Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung übriggeblieben. Da für ihn die Chefs der großen Versandhäuser wie Neckermann, die er belieferte, Versager waren, baute er eine eigene Ladenkette auf.
Grupp, der von 1969 bis 2023 Trigema als alleiniger Geschäftsführer und Inhaber geführt hat, ist stolz darauf, dass sein Sohn und seine Tochter ebenfalls persönlich haften. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen 700 Näherinnen in Burladingen und rund 500 an zwei weiteren Standorten. Produziert werden rund 100.000 Teile in der Woche. Während Corona hat Grupp bewusst weiterproduzieren lassen und sein Lager gefüllt. Flexibilität und Schnelligkeit in der Lieferung bezeichnet er als seinen Vorteil gegenüber allen, die im Ausland produzieren.
Seine Mitarbeitenden bezahlt er gut. Den Mitarbeiterkindern garantiert er einen Job. Er könne sich deshalb zu 100 Prozent auf jeden Einzelnen im Unternehmen verlassen, auch wenn er ihn mitten in der Nacht brauche, sagt er. Für ihn ist klar, dass jeder, der einen Fehler gemacht hat, vor seinem Schreibtisch, der bekanntermaßen mitten in der Produktionshalle steht, eine zweite Chance bekommt. Eine Kündigung bei Trigema kommt für ihn nicht in Frage. Führungspersonal kommt nur aus den eigenen Reihen. Bei 130 Millionen Umsatz liege die Wertschöpfung bei 80 Prozent und der Lohnanteil betrage 70 Millionen, stellte er sein Unternehmen stolz in Zahlen vor.
„Jeder im Betrieb muss das Gefühl haben, wichtig zu sein“, ist Grupps Credo. Für ihn ist das Schönste im Leben, „von anderen gebraucht und geschätzt zu werden.“ Er ist im Rückblick sicher, alles richtig gemacht zu haben. Auch, als sich der überzeugte Junggeselle mit 46 entschied, zu heiraten. „Wenn ich keine Familie gründe, habe ich privat versagt“, sagt er und ist überzeugt, „dass wir ein Zurück zur Familie brauchen“. Dort würden Werte vermittelt: „Vertrauen, Glaubwürdigkeit, verantwortliches Handeln und Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns, der Verträge per Handschlag abschließt“.
Gern erinnert er sich daran, dass er vor vier Jahrzehnten, als er zu einem Schlosskonzert bei Würth eingeladen war, Reinhold Würth, den er als sein großes Vorbild bezeichnet, persönlich die Hand schütteln konnte. Seiner Ansicht nach können sich die Künzelsauer glücklich schätzen, dass sie Unternehmer hätten, die Vorbild seien. Gern habe er deshalb die Anfrage aus Künzelsau angenommen und nach einer ersten Absage aus seinem Haus doch noch zugesagt. „Die Ehre lasse ich mir nicht nehmen, dass ich hier in Künzelsau reden darf“, meinte er.
2024 steht unter dem Motto „zweitausendWIRundzwanzig“
Bürgermeister Stefan Neumann entwarf für 2024 positive Perspektiven. Mit dem Kauf des früheren Krankenhauses sei die Basis geschaffen für ein Gesundheitszentrum. Außerdem stehe der Spatenstich mit Landesbauministerin Nicole Razavi für den neuen Stadteingang und das Parkhaus bevor. Weitere Planungen für die Kochertalbahn stehen ebenso an. „Noch nie waren die Chancen zur Umsetzung besser als heute“, sagte Neumann. Er betonte, dass große Investitionen für den Aus- und Neubau von Kitas und Schulen bereitstehen. Außerdem entstehe in Gaisbach das erste nachhaltige zertifizierte Baugebiet.
Die Rede von Bürgermeister Stefan Neumann ist hier nachzulesen. (185 KB)
Auf allen Stockwerken im Rathaus waren Büros geöffnet. Mitarbeitende der Stadtverwaltung haben über ihre Projekte und tägliche Arbeit informiert.

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