Abschied von fossilen Brennstoffen eingeleitet
Die kommunale Wärmeplanung nimmt Fahrt auf - Infoveranstaltung zur strategischen Planung
Im großen Saal der Künzelsauer Stadthalle hat Bürgermeister Stefan Neumann gemeinsam mit der Ingenieurgesellschaft für Energie-, Gebäude- und Solartechnik EGS-plan und dem Klimazentrum Hohenlohekreis die rund hundert Besucherinnen und Besucher auf den Abschied von fossilen Energieträgern Heizöl und Gas eingestimmt, die bei der Wärmeerzeugung noch 70 Prozent ausmachen. Thema war die kommunale Wärmeplanung, die seit Anfang 2024 mit dem Wärmeplanungsgesetz für alle Kommunen verpflichtend ist. Die mit der Analyse der Potenziale beauftragte Ingenieurgesellschaft stellte in der Infoveranstaltung erste Ergebnisse vor.
Projektleiter Tobias Nusser von EGS-plan betonte, dass es nicht um Vorschläge für Einzelgebäude gehe, sondern um die strategische Planung. Damit sollen Kommunen befähigt werden, wichtige Maßnahmen zu identifizieren. Deutlich ist jedoch schon jetzt, dass in Künzelsau und Ingelfingen 89 Prozent der Haushalte nicht an ein kommunales Wärmenetz angeschlossen werden können. Damit ist auch für den Besucher aus dem Ortsteil Nagelsberg klar, dass er wie die meisten Einwohnerinnen und Einwohner nach individuellen Lösungen suchen muss, um eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen. Bundesweit ist 2045 die Zielmarke, in Baden-Württemberg 2040.
Der Wärmebedarf entsteht laut Nusser wie bei allen Kommunen vor allem bei der Wohnungsnutzung, gefolgt von Industrie und Gewerbe. Deshalb erwartet er eine Senkung des Wärmeenergiebedarfs im Zuge zunehmender Wohnungssanierung. Er wies darauf hin, dass Geothermie in Kombination mit Wärmepumpen 52 Prozent des Bedarfs decken könne. Dies entspricht der potenziellen Menge von 96.250 MWh im Jahr.
Gut zehn Prozent der Haushalte können an ein kommunales Wärmenetz angeschlossen werden. Auf Nachfrage aus dem Publikum stellte Bürgermeister Neumann klar, dass es keinen Zwang zum Anschluss geben werde, sondern dieser so attraktiv sein werde, dass es sich nicht lohnen würde, sich dem zu entziehen. „Wir werden nur Gelder für Projekte freigeben, wenn wir überzeugt sind, dass es die beste Lösung ist“, bekräftigte der Rathauschef.
Nusser erklärte, dass jährlich rund 21 Millionen Euro aus Künzelsau und Ingelfingen – allein aus Künzelsau sollen es laut Stadtverwaltung 15, 7 Millionen sein - ins Ausland abfließen für fossile Energieträger und damit keine Wertschöpfung in der Region stattfinde. Immerhin werde in Künzelsau noch 78 Prozent der Wärme fossil erzeugt, hieß es.
Wer nicht ans Wärmenetz angeschlossen sei, müsse auf andere Energieträger zurückgreifen. Dazu zählt Nusser klassische Holzöfen, Wärmepumpen, Solarthermie und Biomasse. Er räumte ein, dass auch diese in Form von Hackschnitzeln oder Pellets aus Restholz jedoch nicht unbegrenzt zur Verfügung stehe. Deshalb sei der richtige Weg, zu einem Mix aus Biomasse, Strom, Geothermie und Wärmepumpen zu finden.
Jetzt würden im Zuge der kommunalen Wärmeplanung Handlungsstrategien erarbeitet werden, um Umsetzungsprojekte anzustoßen. Ziel sei nach der Beteiligung der Öffentlichkeit die Beschlussfassung im Gemeinderat im Februar. Damit sei der Weg von der Raumplanung in der Kommune zum konkreten Projekt geebnet, so Nusser. An Thementischen beantworteten Fachleute des Ingenieurbüros, der Netze BW, der Stadtwerke Tauberfranken sowie des Klima-Zentrums Hohenlohekreis mit zertifizierten Energieberatern aus der Region Fragen und nahmen Anregungen entgegen.
Großes Interesse galt nach den Präsentationen dem Stand der Ingenieurgesellschaft. Anhand der Adresse konnte man feststellen, wer im Bereich eines Wärmenetzprüfgebiets in der Kernstadt Künzelsau wohnt.
Joachim Schröder, Leiter des Klimazentrums Hohenlohekreis, bot allen, die auf individuelle Lösungen angewiesen sind, ein breites Spektrum an Beratungsmöglichkeiten an. Dabei könne auf ein Netz von Energieberatern zurückgegriffen werden.
Außerdem wies er auf Einsparmöglichkeiten bei der Nutzung erneuerbarer Energien hin. Bei der Umrüstung gebe es für Haushalte staatliche Zuschüsse, die auch eine Installation von Wärmepumpen im Vergleich zu einer Gasheizung attraktiv machen würden. Schröder gab zu bedenken, dass ab 2028 in allen Neubauten keine Heizungsanlagen mit fossilen Energien mehr erlaubt seien. Bis dahin gelte die Vorgabe nur in Neubaugebieten.
Schröder erläuterte, dass der CO2-Ausstoß im Hohenlohekreis seit 2014 pro Einwohner im Jahr von 14,58 Tonnen auf 9,33 Tonnen zurückgegangen sei. Das liege zwar immer noch über dem Bundesdurchschnitt von 8,9 Tonnen je Einwohner, was aber auf die Industrie sowie den verstärkten Individualverkehr im ländlichen Raum in Hohenlohe zurückzuführen sei.
Der kommunale Wärmeplan
Künzelsau erarbeitet gemeinschaftlich mit den Städten Ingelfingen, Waldenburg sowie der Gemeinde Kupferzell einen kommunalen Wärmeplan. Die Einwohnerinnen und Einwohner der Kommunen erhalten dadurch eine Orientierung über die zukünftige klimaneutrale Wärmeversorgung, insbesondere ob sie gegebenenfalls durch ein Wärmenetz versorgt werden könnten oder mit einer dezentralen Wärmeversorgung durch etwa durch Wärmepumpen rechnen müssen.
Das Projekt wird mit Mitteln des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft unterstützt. Die kommunale Wärmeplanung der Städte Künzelsau, Ingelfingen, Waldenburg und der Gemeinde Kupferzell läuft von September 2024 bis August 2026.
Eine Infoveranstaltung für Einwohnerinnen und Einwohner aus Kupferzell und Waldenburg findet am Dienstag, 4. November 2025 ab 18.30 Uhr in der Carl-Julius-Weber-Halle in Kupferzell statt.

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