Vom Haben und Verlieren, vom Krieg und von der Wende
Badische Landesbühne präsentiert eine außergewöhnliche Bühnenfassung von Jenny Erpenbecks Roman „Heimsuchung“ in Künzelsau
In einer Bühnenfassung von Daniel Schüßler und Hanna Held zeigte die Badische Landesbühne am Montag, 20. Oktober 2025 in der Stadthalle Künzelsau das Theaterstück Heimsuchung nach dem gleichnamigen Roman der vielfach ausgezeichneten Autorin Jenny Erpenbeck. Das Werk ist Abiturthema und wurde von rund 140 Besuchern, vor allem von Schülerinnen und Schülern, mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.
Ein Haus an einem märkischen See bildet den Schauplatz für ein Jahrhundert deutscher Geschichte. In den Lebensgeschichten seiner wechselnden Bewohnerinnen und Bewohner spiegeln sich die politischen Umbrüche des 20. und frühen 21. Jahrhunderts: von der Weimarer Republik über das Dritte Reich, Krieg und Nachkriegszeit, die DDR und die Wende bis hin zur Gegenwart. Jedes Schicksal erhielt auf der Bühne seine eigene Form – eindrücklich, emotional und vielschichtig. In nur achtzig Minuten Spielzeit verwoben sich Lebenslinien mehrerer Generationen aus unterschiedlichsten Perspektiven. Die multimediale Inszenierung mit beeindruckenden Kulissen und diversen Toneffekten zog das Publikum dabei ganz in seinen Bann. Das Quaken der Frösche lässt den See lebendig werden, der Garten blüht in den Erinnerungen des alten Gärtners auf. Szene für Szene treten die wechselnden Bewohner des Hauses hervor: die jüdische Familie, die während der NS-Zeit vertrieben wird; der Architekt und seine Frau, deren Leben im Krieg zerbricht; ein russischer Soldat, der nach dem Sieg selbst zum Täter wird; und schließlich Menschen der DDR-Zeit, die zwischen Anpassung und Aufbruch schwanken.
So entsteht ein eindringliches Bild vom 20. Jahrhundert – von Enteignung, Verlust, Schuld und der Suche nach Heimat.
Am Ende dieser eindrucksvollen Zeitreise bleibt vor allem eines zurück – das Haus, das langsam verkommt und zerfällt, durchdrungen mit Erinnerungen in jede Ritze und jeder Wand. Zuletzt wird es abgerissen und macht Platz für etwas Neues. Nur die Natur bleibt als stiller Zeitzeuge, während alles Menschliche, Liebe, Leid, Krieg und Wandel, vergeht.
Die Badische Landesbühne hat aus Jenny Erpenbecks Roman eine außergewöhnliche Bühnenfassung geschaffen – ein selbstreflektierender Blick von außen auf Vergangenheit und Gegenwart.
Immer vorne dabei mit dem Kultur-Abonnement
Das Stück ist Teil des städtischen Kultur-Abonnements, das in der kommenden Spielzeit ein vielfältiges Programm bereithält. „In unserem städtischen Kultur-Abonnement ist für jeden was dabei. Tiefgründige Theaterstücke, unterhaltsame Konzerte oder lustiges Kabarett“, so Renate Kilb von der Stadtverwaltung. Sie ist zuständig für die Kulturarbeit, freut sich auf alle Kulturinteressierten und gibt gerne weitere Auskünfte zu den Veranstaltungen und dem Abonnement. Es umfasst sechs Veranstaltungen und bietet für 86 Euro, ermäßigt 56 Euro, übertragbare Eintrittskarten mit garantierten Plätzen in den vorderen Reihen. Das Abo kann jederzeit erworben werden, der Preis wird entsprechend angepasst. Kontakt: Renate Kilb, renate.kilb@kuenzelsau.de .
Die Broschüre In Künzelsau ist was los! mit dem gesamten Kulturprogramm ist im Rathaus erhältlich und online unter www.kuenzelsau.de/inkuenzelsauistwaslos abrufbar.

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