Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Schülerinnen und Schüler des Ganerben-Gymnasiums haben eine Sonde in die Stratosphäre geschickt

Großer Jubel über geglückten Ballonstart in Künzelsau / Abenteuerliche Bergung in österreichischen Alpen

weißer Ballon steht über einer Menschengruppe auf dem Sportplatzrasen, blauer Himmel
Die Schülerinnen und Schüler erwarten gespannt den Start des Stratosphärenballons auf dem Nagelsberger Sportplatz.

Ein vielstimmiger Jubelschrei hat am Dienstagvormittag den Nagelsberger Sportplatz erfüllt. Fast 600 Schülerinnen und Schüler des Ganerben-Gymnasiums hatten sich mit ihren Lehrerinnen und Lehrern dort versammelt, um den erneuten Versuch der zehnten Klasse, einen Stratosphärenballon zu starten, zu verfolgen. Die Startbedingungen waren ideal. Sonnenschein und Windstille. Und dieses Mal ging auch wirklich alles glatt. Der Lehrer Dr. Thomas Lonkai und seine jungen Mitstreiterinnen und Mitstreiter lagen sich überglücklich in den Armen, als der Ballon mit der Sonde in den strahlend blauen Himmel entschwebte.

Landung in österreichischen Alpen – Bergung bleibt spannend

Im Laufe des Abends ist der mit einem GPS-Sender versehene Ballon in den Österreicher Bergen gelandet. Das Team des Ganerben-Gymnasiums hat sich noch am Dienstag auf den weiten Weg dorthin zur Bergung gemacht. „Wir mussten die Bergung jetzt zweimal abbrechen,“ teilt Dr. Lonkai am Mittwochnacht mit. „Am Dienstag war die Fahrzeit einfach zu lang, da der Ballon überraschenderweise nicht vor München, sondern in den österreichischen Alpen gelandet ist.“ Den Bergungsversuch am Mittwoch „mussten wir nach etwa drei Stunden Kletterei abbrechen. Das überstieg unsere alpinen Fähigkeiten. Wir haben weitere Ideen, wie wir die Kapsel noch retten können.“ Das Bergungsteam zieht also den Spannungsbogen nochmal kräftig an. Vor Ort sind mit Dr. Lonkai ein weiterer Lehrer sowie vier Schülerinnen und Schüler.

Blick auf die Hände, die den gefüllten Ballon halten und Hände, die die Schnur anbringen
Der Lehrer Dr. Thomas Lonkai hält den gefüllten Ballon Minutenlang vor dem Start, während das Schülerteam die letzten Vorbereitungen trifft.

Gänsehaut-Feeling beim zweiten Start – klappt wohl alles?

Zwar war vor den Sommerferien der Ballon auch gestartet, aber ohne das Wichtigste. Wegen eines gerissenen Seils blieb die damals von der neunten Klasse entwickelte Technik zur Auswertung von meteorologischen Daten am Boden zurück. Der Schock über die Pleite war groß. Doch für alle Beteiligten war klar: Der Start wird nachgeholt. Und die Zuversicht wurde am Ende belohnt. Gänsehaut-Feeling nicht nur bei den Zuschauenden – klappt wohl alles? Das Team war gut vorbereitet und dennoch voller Anspannung. Minutenlang hielt Dr. Lonkai den gefüllten Ballon vor dem Start in banger Erwartung fest, während das Schülerteam die letzten Vorbereitungen traf.

Startseil machte den Unterschied für gelungenen Start

Auch Rektor Edwin Straßer war die Nervosität anzumerken. „Die machen es aber spannend“, meinte er kurz vor dem Start. Danach sparte Dr. Lonkai nicht mit Lob für „Technikchefin“ Anna Kartun. Die Schülerin der zehnten Klasse hatte darauf bestanden, ein Startseil zu benutzen. Dadurch war es möglich, den Ballon sanft nach oben gleiten zu lassen. Beim missglückten Start erhob sich der Ballon mit einem Ruck nach oben, weshalb das Seil, das laut Vorschrift nicht reißfest sein durfte, nicht hielt.

„Wir haben dieses Mal nicht nur ein Startseil benutzt, sondern auch ein stärkeres Seil, an dem die Sonde festgemacht ist. Das sei zwar auch nicht reißfest, kann aber das Gewicht der Sonde besser halten, wie Filia Metzler, Klara Landwehr und Xenia Gottschlich vom Presseteam erklärten. Wenn der Ballon eine bestimmte Höhe erreicht hat, platzt er. Die Sonde schwebt dann mit einem Falschschirm zur Erde.
 
Die Vorbereitungen hat die Klasse innerhalb einer Woche geschafft. Dr. Lonkai erinnerte daran, dass mit dem geglückten Start erst die Halbzeit des ambitionierten Projekts erreicht worden sei. Denn genauso viel Zeit wie die Vorarbeiten für den Start nehmen die Auswertungen der Daten in Anspruch, die die Sonde sammelt. Als er das am Dienstag beim Start sagte, hatte er noch keine Vorstellung, welches Abenteuer die Bergung des Ballons werden würde. Fortsetzung folgt …

Beifall klatschende in den Himmel gereckte Hände, weit darüber schwebt der weiße Ballon am blauen Himmel
Bilderbuchstart: Unter großem Jubel steigt der Ballon in den blauen Himmel auf.

Projekt-Ziele: Wissenschaftliche Messungen

Für Dr. Thomas Lonkai hat das Projekt mehrere Ziele. Es sind ernsthafte wissenschaftliche Messungen damit verbunden. Atmosphärische Daten wie Temperatur, Luftdruck oder Luftfeuchtigkeit werden ausgewertet. Außerdem hat die Klasse die Box etwas modifiziert. Eine zweite Kamera macht horizontale Aufnahmen, die zwar keinen wissenschaftlichen Wert haben, aber „unglaubliche Aufnahmen“ liefern. Dazu sind in der Box vier Reagenzgläser mit verschiedenen Lösungen zwecks eigener schulischer Versuche.

Blick in weiße Styroporbox mit Messgeräten
Die Box ist ausgestattet für wissenschaftliche Messungen von Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit.

Zum Projekt des Deutschen Zentrums für Luft-und Raumfahrt (DLR)

Die Schule nimmt an einem deutschlandweiten Projekt teil, für das sie sich beworben hatte. Bei der Aktion des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sollen junge Menschen zu Forscherinnen und Forschern werden. Das DLR beteiligt sich dabei an dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgerufenen Wissenschaftsjahr 2023 unter dem Motto „Unser Universum“. An dem Modul mit dem Titel „Der blaue Planet“ beteiligen sich in ganz Deutschland rund 20 Schulen.
 
Alle Teams verfolgen eine gemeinsame Mission: Die Beobachtung der Erde mithilfe einer speziellen Kamera aus einer Höhe von über 30 Kilometern. Zu diesem Zweck erhalten sie vom DLR die erforderliche Kamera, ein Set zum Bau einer eigenen Stratosphärensonde und die notwendige Technik dazu. Zusätzlich zu der Kamera musste das Team vom Ganerben-Gymnasium eine eigene Forschungsmission entwickeln und die nötigen Instrumente beim Ballonflug mitführen..

Blick auf vier Reagenzgläser, die außen an der weißen Styroporbox auf einem Holzstab angebracht sind.
Vier Reagenzgläser mit verschiedenen Lösungen für eigene schulische Versuche sind außen an der Box angebracht..
Alles läuft nach Plan: die Startschnur hält. Am Ballon hängt ein roter Fallschirm, der die Sonde nach dem Platzen des Ballons sicher zum Boden bringt.
Gruppe von Schülerinnen und Schülern mit der weißen Styroporbox auf dem Sportplatz
Das Ganerben-Team präsentiert die Sonde mit den Messinstrumenten vor dem Start. Die Technik-Chefin Anne Kartun hält die Box. Fotos Stadtverwaltung Künzelsau.