Stolperstein-Verlegung und Gesprächsabend in Künzelsau
Formen der Erinnerung: Der Umgang mit der Shoa
Im Rahmen der Verlegung der Stolpersteine am 3. März 2020 wird am Vorabend ein Gesprächsabend im Rathaus Künzelsau stattfinden. Gunter Demnig, der Schöpfer der Stolpersteine wird von seinen Erfahrungen berichten, dazu Yan Wissmann über seine Forschungen nach seinen Vorfahren in Künzelsau. Moderiert wird der Abend von Stefan Kraut, der selbst viel Kontakte zu Juden hat und als Künzelsauer Stadtarchivar an der Quelle der schriftlichen Überlieferung sitzt. Zu der Veranstaltung am Montag, 2. März 2020, 18.00 Uhr im Foyer des Rathauses ist der Eintritt frei.
Gunter Demnig, Jahrgang 1947, ist ein aus Berlin stammender Künstler, der seit 1992 seine Idee umsetzt, zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus Stolpersteine zu verlegen. Diese etwa zehn auf zehn Zentimeter messenden Messingplatten werden am früheren Wohnort der Betroffenen in den Boden eingelassen. Eingestanzt an der Oberseite befinden sich die Namen und wichtigen Informationen zum Schicksal der jeweiligen Person, der dieser Stein gewidmet ist. Die überwiegende Mehrheit sind Juden, aber es gibt auch Steine für Sinti, für Widerstandskämpfer oder Behinderte. In Künzelsau wird dieses Mal auch auf diese Art an Clara Rupp erinnert. Die christliche Lehrerin wurde von den Nazis zehn Jahre gefangen gehalten und überlebte das Konzentrationslager Ravensbrück. 75.000 derartige Steine wurden inzwischen in Deutschland verlegt.
Yan Wissmann wurde 1992 in Brasilien geboren. Sein Urgroßvater Selig lebte in Künzelsau, war hier der jüdische Religionslehrer und Gemeindevorsteher – und der erste Stadtrat israelitischen Glaubens. Er starb 1927. Die Kinder wanderten aus, in Künzelsau bekannt war Leo, der gelegentlich aus Jerusalem zu Besuch kam. Julius, der Großvater von Yan, lebte in Brasilien. Nachdem 2013 Yan Wissmann als Austausch-Student nach Potsdam kam, begeistert er sich für unser Land. Er entschied sich, hier zu bleiben und sich in der bundesrepublikanischen Gesellschaft einzubringen. Ein Beitrag dazu ist es, über seine Familiengeschichte und Erfahrungen öffentliche Vorträge zu halten.
Der dritte in der Runde, Stefan Kraut, Jahrgang 1960, ist Stadthistoriker bei der Stadtverwaltung Künzelsau und Angehöriger der ältesten Künzelsauer Familie. Er ist in Montevideo geboren, aufgewachsen und lebt seit 1973 wieder im Kochertal. Seine Forschungen zu den Juden von Nagelsberg sind abgeschlossen und sollen als Buch erscheinen.