Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Die Kommunalreform schlug Wellen

Ausstellungseröffnung im Stadtmuseum Künzelsau

mehrere Menschen im Ausstellungsraum
Bürgermeister Stefan Neumann, links, eröffnet die Ausstellung im Stadtmuseum und dankt dem Ehepaar Biehal, Zweite und Dritter von links, für sein großes Engagement bei der Realisierung der Ausstellung

„Fluren, Stadtteile – eine Verwaltung“ lautet der Titel der Ausstellung im Stadtmuseum Künzelsau, die in der vergangenen Woche eröffnet wurde. Nicht nur über 500 Jahre Altes Rathaus in Künzelsau, auch über 50 Jahre Kommunal- und Kreisreform informiert die Präsentation.

Schon in den 1950ern fingen die Diskussionen über die Reform der Gemeinden – und in der Folge der Landkreise an. Manchem Kommunalpolitiker wurde angst: „Künzelsau sinkt durch Kreisauflösung zur Bedeutungslosigkeit herab“ fürchtete sein Bürgermeister Herbert Frenz. Ganz anders sah es sein Nach-Nachfolger Stefan Neumann, welcher etliche Jahre später, bei der Ausstellungseröffnung im Mai 2022 eine durchaus positive Bilanz ziehen konnte: „Künzelsau hat durch diesen Neubeginn gewonnen und ist schlagkräftiger geworden.“
 
Es war ein Biegen und Brechen vorausgegangen, als vor 50 Jahren in allerletzter Minute die Gemeinden zusammengewürfelt wurden - nach einem langen Verhandlungsprozess – heute kann die Stadt Künzelsau auf das Erreichte gelassen und zufrieden blicken.

Mehrere Menschen in einem Ausstellungraum
Stefan Kraut, rechts, stellt die Ausstellung vor.

Die Kommunalreform brachte allerdings auch das Ende des Alten Rathauses als Verwaltungssitz. Zu sehr musste die Künzelsauer Verwaltung sich auf das Stadtgebiet in etliche Gebäude zerstreuen – 1989 war es endlich so weit, ein neues Rathaus konnte eingeweiht werden. Das Alte Rathaus, das soeben 500 Jahre alt wird, ist immer noch eine Zierde im Mittelpunkt der Altstadt, erst recht nach der Sanierung vor drei Jahren und hat seither viele Nutzungen erlebt.

Stadthistoriker Stefan Kraut wies auf die Bedeutung von Flurnamen und –bezeichnungen hin, die eine wichtige Funktion im bäuerlichen Leben erfüllten, der genauen Kennzeichnung der Dorfteile.  Hinter diesen verbergen sich oft die ältesten Hinweise auf die Dorfgeschichte. – und wie in der Verwaltung hiesiger Kommunen war oft der „Dorfschultheiß“ der maßgebenden Amtsträger in der Württembergischen Gemeindeordnung, dem jedoch eine kundige Person in Form des Verwaltungsaktuars beigesellt wurde. Dieser hatte für die Richtigkeit und Gesetzmäßigkeit allen kommunalen Handelns zu sorgen. Eine Ausnahme stellte es dar, wenn einzelne unabhängige Gemeinden sich zusammenschlossen, um einen hauptamtlichen Bürgermeister zu besolden. Dies war in Kupferzell, Gaisbach und Feßbach der Fall, die Ernst Ayen als „gelernter Verwaltungsfachmann“ führte. Manch eine Idee spukte in den Köpfen, wie die Gemeinde Nitzenhausen als Mittelpunkt einer großen Höhengemeinde zu machen. Buchenbach und Eberbach scheiterten mit ihrem Wunsch, nach Künzelsau eingemeindet zu werden, weil die Landesregierung die Gemeinden im Jagsttal nicht geschwächt zu sehen wünschte. Und Ingelfingen erst – mit Künzelsau fast schon zusammengewachsen! Warum nicht zusammenlegen? Wie stellte Bürgermeister Herbert Frenz 1971 fest: „Alle Argumente für Künzelsau!“

Ein Mann und eine Frau sehen Ausstellungsgegenstände an
Vieles zu entdecken hält die Ausstellung im Stadtmuseum bereit. Gerhard Rudolph und Elke Schöll stöbern in Anekdoten über die Stadtteile.

Mittwoch bis Sonntag geöffnet

Besichtigt werden kann das Stadtmuseum Künzelsau, Schnurgasse 10, bei freiem Eintritt bis zum 30. Oktober 2022. Geöffnet ist es von mittwochs bis sonntags 13 bis 17 Uhr. Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Stadtmuseums mit dem Verein StadtGeschichte und der Karoline-Breitinger-Schule.

Den Blick zurück richtet die Ausstellung auch auf die ehemaligen Bürgermeister der Stadt. Fotos Stadtverwaltung Künzelsau.