Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Sicher, bewährt und mit großem Familienfest gefeiert

Künzelsauer Bergbahn:

Die kostenlosen Bergbahnfahrten wurden während des Festes gerne genutzt. Foto: Stadtverwaltung Künzelsau.

Ein gut gelaunter Bürgermeister Stefan Neumann hat am zweiten Tag des großen Familienfestes im Künzelsauer Stadtteil Taläcker anlässlich des 25. Geburtstags der Bergbahn eine äußerst positive Zwischenbilanz ziehen können. Zum Auftakt war am Tag zuvor der Platz rund um den Eingang zur Bahn brechend voll. „Es war eine Riesen-Party“, sagte Renate Kilb. Rund 800 Gäste drängten sich nach Einschätzung der städtischen Eventmanagerin in und um das Festzelt mit Unterhaltungsprogramm und Catering. Der Zuspruch verwunderte Stefan Neumann nicht. Für den Bürgermeister ist die Bergbahn ein „Aushängeschild“ der Stadt.

Vier Minuten von oben nach unten und umgekehrt

„Ich wüsste nicht, wie ich ohne die Bergbahn so zügig zu meinem Arbeitsplatz nach Ingelfingen kommen würde“, erklärt Marion. „Ich bin in vier Minuten unten an der Talstation. Von dort ist es ein Katzensprung zum Busbahnhof“, fügt die 40-Jährige hinzu. Sie ist zum Weißwurstfrühstück ins Festzelt gekommen, wo gerade die Blaskapelle Scheiremussich Schrozberg kräftig Stimmung macht. Marion schätzt das Unterhaltungsprogramm mit Musik und Breakdance sowie das Cateringangebot am Jubiläumswochenende. Ihre beiden Jungs interessieren sich für die Technik und haben sich einer Führung durch die Bergstation angeschlossen.

Erweiterung: Neue Werkstatt mit Lager

Die Bergbahn ging am 3. Oktober 1999 in Betrieb. Die Jubiläumsfeier musste jedoch aufgrund einer Baumaßnahme verschoben werden. Neben der Bergstation muss eine neue Werkstatt mit Lager und Archiv gebaut werden, als Voraussetzung für die Verlängerung der Betriebserlaubnis. Aufgrund von Brandschutz und Arbeitsstättenverordnung sei der Neubau nötig geworden, erläuterte Günter Kantenwein, Betriebsleiter der Bergbahn, den Gästen bei den Führungen durch den Maschinenraum und die Kommandozentrale. Die Betriebserlaubnis wurde vorläufig bis 2026 verlängert. Wenn alles fertig ist, sollte es mit der Betriebserlaubnis für weitere 25 Jahre klappen.

Bürgermeister Stefan Neumann, link und Betriebsleiter Günter Kantenwein, rechts, bei einer der vielen Führungen durch die Bergstation. Foto: Stadtverwaltung Künzelsau.

Sicher, zuverlässig und umweltfreundlich

Natürlich wurde Günter Kantenwein bei den Führungen nach der Sicherheit der Standseilbahn gefragt, vor dem Hintergrund des schweren Unglücks bei der historischen Bahn in Lissabon. Als erstes stellte der 56-Jährige klar, dass die beiden Bahnen technisch nicht vergleichbar seien. „Wir haben umfangreiche Anforderungen wegen der Personenbeförderung“, erläuterte er. Die Künzelsauer Bergbahn ging 1999 in Betrieb. In diesen zurückliegenden mehr als 25 Jahren gab es nie einen ernsten Störfall. Die Bahn transportiert sicher, zuverlässig und umweltfreundlich die Fahrgäste zwischen der Künzelsauer Innenstadt und dem Stadtteil Taläcker. Nur einmal habe es einen Stromausfall gegeben. Aber dafür stehe ein Dieselaggregat mit fast 300 PS als Ersatz bereit. Täglich vor dem morgendlichen Betriebsstart werden die Anlage und mehrstufige Sicherungssysteme geprüft. Wöchentlich wird darüber hinaus die Funktion der Fangbremse getestet. Sie würde bei einem Seilriss einspringen und das Fahrzeug an den Schienen festkrallen.

„Das haben wir bei Volllast im Rahmen der Revision im August getestet“, betont der Betriebsleiter und weist darauf hin, dass alle Komponenten aus der Schweiz stammen. Die prüfende Stelle ist ein deutsches Unternehmen. Für die Sicherheit der gut 700.000 Personen, die bei den 30.000 Fahrten jährlich im vollautomatischen Betrieb befördert werden, ist aus Sicht von Kantenwein bestmöglich gesorgt. Auch Sicherungen seien eingebaut, falls ein Baum auf die Gleise fällt oder ein Reh auf den Schienen ist, erläuterte er den interessierten Gästen. „Morgens ist immer jemand vor Ort bis die Schüler weg sind“, ergänzt er. Sonst wird die Anlage per Video von der DRK-Leitstelle überwacht.

Die Fahrgastzahlen haben Laufe der Jahre ständig zugenommen. Das Fahrgastaufkommen der 78 Fahrten täglich könnte durch Busse nach seiner Einschätzung kaum bewältigt werden. Bürgermeister Stefan Neumann zeigte sich erleichtert, dass der Bürgerentscheid im Jahr 1996 eine knappe Mehrheit für die Bergbahn ergeben hatte. Damals haben, seiner Ansicht nach, die Planer des für 4.000 Bewohner vorgesehenen Stadtteils Taläcker „weit vorausgedacht“. „Die Entscheidung für die Bergbahn war die richtige“, bekräftigte er.

Die Fahrt sei einfach auch schön, fügte Bürgermeister Stefan Neumann hinzu, besonders wenn es dunkel wird. Gemeinsam mit Kantenwein ist er zuversichtlich, dass die Bergbahn auch im kommenden Vierteljahrhundert zuverlässig die 170 Meter Höhenunterschied überwindet.

Das große Antriebsrad im Maschinenraum der Bergstation. Foto: Stadtverwaltung Künzelsau.

Zwei Tage Fest von und für Familien

„Ich danke allen Gästen, beteiligten Vereinen, Einrichtungen, Helferinnen und Helfern, die dieses Fest möglich gemacht haben“, so Bürgermeister Stefan Neumann.“ Gemeinsam haben wir in Taläcker ein fröhliches und friedliches Bergbahn-Jubiläum gefeiert, das uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.“

Veranstaltet wurde das zweitägige Fest von der Stadtverwaltung Künzelsau mit Unterstützung der Grundschule Taläcker, der vier städtischen Kindertageseinrichtungen im Stadtteil und deren Elternbeiräten, dem städtischen Jugendreferat, dem SSV Gaisbach sowie dem Jugendkulturverein Kokolores. Der Erlös kommt den Kindertageseinrichtungen und der Grundschule Taläcker zugute.

Bergbahn: Daten, Zahlen und Fakten

Die Bergbahn Künzelsau hat eine Streckenlänge von 1.034 Metern und überwindet dabei eine Höhendifferenz von 170 Metern mit einer maximalen Steigung von 30 Prozent. Die Fahrzeit beträgt vier Minuten. Das Zugseil ist 1.068 Meter lang und hat einen Durchmesser von 34 Millimetern. Das Gegenseil mit Spannvorrichtung ist in der Talstation untergebracht. Angetrieben wird die Bahn von einem elektrischen Gleichstrommotor in der Bergstation mit einer Nennleistung von 437 kW (594 PS). Er kann die Waggons auf maximal 8 m/s (zirka 29 km/h) beschleunigen, gefahren wird jedoch mit 4 m/s (zirka 16 km/h), um das Material zu schonen. Zusätzlich steht ein Dieselmotor mit 218 Kilowatt (296 PS) als Hilfsantrieb bereit.

Zwischen Motor und Getriebe befindet sich eine Betriebsbremse, ergänzt durch eine Sicherheitsbremse an der Antriebsscheibe sowie Fangbremsen unter den Fahrzeugen. Die Anlage ist eine vollautomatische Standseilbahn mit zwei Fahrzeugen und einer einspurigen Gleisführung mit Ausweiche. Es handelt sich um eine Pendelbahn mit zwei Waggons, die auf Schienen über ein Zugseil verbunden sind und sich gegenseitig hochziehen.

Bürgermeister Stefan Neumann, link und Betriebsleiter Günter Kantenwein, rechts, bei einer der vielen Führungen durch die Bergstation. Foto: Rainer Lang.

Die Waggons haben ein Leergewicht von zwölf Tonnen und können maximal 7,2 Tonnen zuladen. Sie verfügen über 26 Sitz- und 54 Stehplätze. Das Transportvermögen beträgt in eine Richtung 1.000 Personen pro Stunde. Rund 700.000 Fahrgäste werden jährlich transportiert. Die Bergbahn fährt in einem 15-minütigen Takt, was rund 30.000 Fahrten pro Jahr ergibt. In der Rushhour morgens und mittags fährt die Bahn im Siebeneinhalb-Minuten-Takt. Montags bis samstags verkehrt die Bahn von 6.15 bis 22.30 Uhr, sonntags von 9 bis 20 Uhr.

Im Jahr 1996 hat sich die Künzelsauer Bevölkerung im Rahmen eines Bürgerentscheids für den Bau einer Standseilbahn ausgesprochen. Ziel war und ist es, die Künzelsauer Innenstadt mit dem Stadtteil Taläcker zu verbinden. Die Investitionskosten der gesamten Verkehrsanlage betrugen 11,12 Millionen Euro, die mit rund 55 Prozent über Landeszuwendungen finanziert wurden. Die Stadtverwaltung Künzelsau übernahm rund 4,99 Millionen Euro. Der Anbau mit Werkstatt kostet knapp 360.000 Euro. Die Inbetriebnahme der Bergbahn erfolgte am 3. Oktober 1999. Seither verbindet die Bahn zuverlässig und sicher den Stadtteil Taläcker mit der Künzelsauer Innenstadt.

Zum 30. Juni 2025 hat die Stadt Künzelsau 16.477 Einwohner, davon wohnen 3.613 im Stadtteil Taläcker.