Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Belastetes Abbruchmaterial einwandfrei entsorgt / Bauarbeiten laufen zügig weiter

Quartier An der Stadtmauer in Künzelsau

Baustelle Quartier an der Stadtmauer

Quartiere in Innenstädten zu entwickeln ist meist ein langwieriger und schwieriger Prozess. Dafür ist es unerlässlich, Areale frei von Gebäuden und Altlasten zu schaffen, um sie für eine weitere, für die Innenstadt positive, attraktive Nutzung zur Verfügung stellen zu können.

Im Quartier An der Stadtmauer in Künzelsau wird endlich gebaut. Es entstehen in dem neuen Gebäudekomplex attraktive Flächen für Einzelhandel und Wohnungen. Bis dieses Quartier An der Stadtmauer baureif war und ein Kaufvertrag mit dem Investor ACTIV-Group geschlossen werden konnte, verging einige Zeit. In den Jahren 2007 bis 2009 hat die Stadtverwaltung die bebauten Flächen von verschiedenen Eigentümern erworben. 2015 wurden die Gebäude abgebrochen und der Abraum teilweise zum Auffüllen des Areals verwendet. Es wurde durch Untersuchungen festgestellt, dass der Aushub der Baugrube im April 2021, der zum Teil aus Abbruchmaterial besteht, mit Schadstoffen belastet ist.

Das beim Baustart 2021 ausgehobene Material wurde nach einem mit dem Landratsamt Hohenlohekreis abgestimmten Untersuchungskonzept für die abfalltechnische Einstufung des Baugrubenaushubs behandelt.

Die Aushubarbeiten wurden von der BFI Zeiser GmbH, einem für Altlastenerkundung qualifizierten Büro für Ingenieurgeologie aus Ellwangen, überwacht, damit eine fachkundige Entsorgung sichergestellt werden konnte. Das Aushubmaterial wurde nach einem Rasterschema beprobt. Ein zweites, von der Stadtver­wal­tung beauftragtes, qualifiziertes Fachingenieurbüro, CDM Smith GmbH aus Crailsheim, hat die Aushubbegleitung, das Material und die Entsorgung in der Zwischenzeit nochmals begutachtet und ein einwandfreies Vorgehen bestätigt.

Aus Gründen, die von der Stadtverwaltung Künzelsau bisher nicht nachvollziehbar sind, wurde im Jahr 2015, trotz der Beteiligung von Fachinstituten, beim Abbruch der auf dem Areal stehenden Gebäude belastetes Material verfüllt. Damals konnte nicht damit gerechnet werden, dass es weitere fünf Jahre bis zu einem Baubeginn, einer Neubebauung dauert. Die Stadtverwal­tung steht mit den damals Beteiligten in Kontakt, um zu klären, wie das belastete Material in die Baugrube gekommen ist.

„Auch der interne Ablauf steht auf dem Prüfstand“, so Bürger­meister Stefan Neumann. „Wenn Fehler gemacht worden sind, müssen diese aufgearbeitet werden. Wichtig ist jetzt aber auch der Blick nach vorne: Es gab keine belastenden Auswirkungen auf die Umwelt. Und, Künzelsau erhält an zentraler Stelle ein attraktives Areal mit einem Drogeriemarkt, Büro- und Wohnein­heiten. Trotz der Altlasten-Entsorgung konnte die ACTIV-Group zügig weiter bauen.“

Beim jetzigen Verfahrensstand können keine Namen der Beteiligten genannt werden, um eine Vorverurteilung zu vermeiden. Sobald die Untersuchung des Sachverhalts abgeschlossen ist, wird die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit weiter unterrichten.

Hintergrund, Details, …

Bodenuntersuchungen, Ergebnisse

In Vorbereitung auf einen Baubeginn der ACTIV-Group wurden Ende 2020 mittels Bohrungen orientierende Beprobungen (In-situ-Beprobung) durchgeführt und zunächst erhöhte Werte von belastetem Material festgestellt.

Um ein teures Zwischenlagern und ein Verzögern des Bauablaufs zu vermeiden, wurde vor Beginn des Aushubs im Frühjahr 2021 eine weitere aufwändigere Beprobung mittels Baggerschürfungen vorgenommen. Dafür wurde die Baufläche in 15 Rasterfelder aufgeteilt. In jedem Rasterfeld fanden mehrere Baggerschürfe statt. Das Aushubmaterial wurde getrennt nach Auffüllungen und anstehenden (gewachsenen) Böden aufgeschüttet und dann repräsentativ beprobt.

Diese weiteren Untersuchungen des Abbruchmaterials, das 2015 zum Auffüllen der Kellerräume der abgebrochenen Gebäude und Einebnen des Areals verwendet wurde, ergaben erhöhte Werte für PCB (Polychlorierte Biphenyle), PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe), Schwermetalle und Sulfat.

Die anstehenden (gewachsenen) Böden waren im Wesentlichen unbelastet, bis auf einige Proben mit erhöhtem Arsengehalt. Dieser Stoff ist allerdings auch natürlicherweise im Boden enthalten.

Entsorgen und Deponieren, Untersuchungskonzept für die abfalltechnische Einstufung

Mit den vorliegenden Ergebnissen war es möglich, nun mit dem Deponiebetreiber und den Bauherren, Maßnahmen der Wiederverwertung und die weiteren Wege des Aushubmaterials abzustimmen. Mit dem Landratsamt Hohenlohekreis wurde ein fortgeschriebenes „Untersuchungskonzept für die abfalltechnische Einstufung des Baugrubenaushubs mittels Baggerschürfe und Haufwerksbeprobungen“ abgestimmt. Ein darüber hinaus von der Stadtverwaltung beauftragtes qualifiziertes Fachbüro, CDM Smith, hat das Konzept überprüft und es für korrekt befunden. Das Landratsamt Hohenlohekreis bestätigt dieses Vorgehen: „Das Untersuchungskonzept vom 25. Februar 2021 wurde mit der Fachbehörde im Landratsamt Hohenlohekreis abgestimmt. In diesem enthalten ist auch die weitere Vorgehensweise. Die ordnungsgemäße Umsetzung des Konzepts wurde von der Stadt Künzelsau vor Ort überprüft.“

Die rund 15.000 Kubikmeter Aushub, die größtenteils aus dem Auffüllmaterial stammten, waren unterschiedlich stark belastet. Gering belastete Teile davon hätten unter bestimmten hydrogeologischen Bedingungen auch wiederverwendet werden können, beispielsweise im Erdbau zur Auffüllung von Dämmen und Wällen oder unter Straßen. Allerdings haben zeitgleich und innerhalb eines wirtschaftlich akzeptablen Radius keine entsprechenden Maßnahmen stattgefunden.

Deshalb wurde das Material komplett über die qualifizierten und zertifizierten Entsorgungsfachbetriebe „Bodenaufbereitungsanlage 2.0 BVÖ“ (BVÖ), Firma Schneider aus Öhringen und Baustoff- und Bodenbehandlung Hohenlohe GmbH & Co. KG (BBH) aus Rüblingen entsorgt. Deponiert ist das Material auf Deponien in Heilbronn (Deponie Vogelsang), in Rüblingen (Deponie der Baustoff- und Bodenbehandlung Hohenlohe GmbH & Co. KG - BBH) und in Öhringen (Bodenaufbereitungsanlage 2.0 BVÖ“, Firma Schneider).

Sämtliche Maßnahmen wurden also nachvollziehbar von einem qualifizierten Fachingenieurbüro begleitet, das zudem nochmals durch ein weiteres Fachbüro überprüft wurde.

Dafür wurde der Stadtverwaltung von der ACTIV-Group Ende März 2021 ein Angebot und eine Kostenberechnung für die anfallenden Kosten der Entsorgung des kompletten belasteten Materials überlassen. Grundlage hierfür waren zwei Angebote von zwei Subunternehmern. Zur Übernahme dieser Kosten hat sich die Stadtverwaltung mit dem im Mai 2018 abgeschlossenen Kaufvertrag verpflichtet und hat dies im April 2021 auch nach Beratungen im Gemeinderat zugesichert. So hat der Gemeinderat Künzelsau der Zahlung der Entsorgungskosten des kontaminierten Aushubmaterials in Höhe von bisher einer Million Euro zugestimmt. Insgesamt werden rund zwei Millionen Euro prognostiziert.

Ob sich nun am Ende für die Stadtverwaltung ein wirtschaftlicher Schaden ergibt, wird aufgearbeitet. Eventuell ist ein solcher entstanden, da die Entsorgungspreise in den letzten Jahren stark gestiegen sind.

Auswirkungen auf die Umwelt?

In der Zeit vom Auffüllen der Kellerräume im Jahr 2015 bis zum Ausheben der Baugrube 2021 ist der Grund und Boden nicht irreversibel geschädigt worden. Durchgeführte Grundwasserproben bestätigten das. Solange die Schadstoffe im Boden gebunden sind, gibt es keine schädlichen Auswirkungen. So stellt auch das Büro für Ingenieurgeologie BFI Zeiser aus Ellwangen in seinem Untersuchungskonzept für die abfalltechnische Einstufung des Baugrubenaushubs im Februar 2021 fest: „Am anstehenden Boden wurden bislang keine Untersuchungen durchgeführt. Da es sich um Talablagerungen beziehungsweise Verwitterungsschichten des unteren Muschelkalks handelt, sind hier erfahrungsgemäß keine Schadstoffbelastungen zu erwarten.“ Auch die beauftragten Fachinstitute haben somit keine Hinweise gefunden, die auf belastende Auswirkungen auf die Umwelt hinweisen.

Da die Entsorgung durch eine Fachfirma erfolgte, gab es auch während der Aushubarbeiten keine schädlichen Auswirkungen. Mittlerweile ist das Material abgefahren.