Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Stadtverwaltung Künzelsau startet mit Konzept „Hidden Champions“

Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut in Baden-Württemberg – am 20. November ist Tag der Kinderrechte

Die Bäckerei Heigold in Künzelsau unterstützt die „Mach-Dich-Stark“-Tage und macht am kommenden Mittwoch, 20.11.2024 auf den Tag der Kinderrechte aufmerksam: Brezeln und Brötchentüten werden in einer „Mach-Dich-Stark-Tüte“ verkauft. Foto: Stadtverwaltung Künzelsau.

In Baden-Württemberg ist jedes fünfte Kind armutsgefährdet. Das bedeutet, dass es in einer Familie lebt, die im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung über ein zu geringes Einkommen verfügt. Dies kann erhebliche und lebenslange Auswirkungen auf die Teilhabechancen der betroffenen Jungen und Mädchen haben.

Das darf nicht sein! Deshalb stellt das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg seit knapp zehn Jahren Mittel aus dem Landeshaushalt für den Aufbau, die Weiterentwicklung und neuerdings auch die Verstetigung von Präventionsnetzwerken gegen Kinderarmut zur Verfügung. Ziel eines solchen Netzwerks ist es, eine integrierte kommunale Strategie zur Prävention und Bekämpfung von Kinderarmut zu entwickeln. Bis 2030 sollen diese Netzwerke flächendeckend in allen Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg etabliert sein.

Die Stadtverwaltung Künzelsau erhielt die Förderzusage für das Konzept „Hidden Champions“ und startet weitere Aktionen. Die Planung und aktive Umsetzung einer niederschwelligen Aktivierung und Unterstützung von Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter waren in der ersten Stufe das Ziel. Nach der Pilotphase 2024 sollen in den folgenden Jahren auch Angebote für Schüler und Jugendliche folgen. Prävention durch praktische Lösungen sowie die Sensibilisierung für die Wahrnehmung von Kinderarmut stehen für den Fachbereich Frühkindliche Bildung und Integration bei der Stadtverwaltung Künzelsau schon lange im Fokus – nicht erst seit der Antragsstellung.

Alle städtischen Kindertageseinrichtungen beteiligen sich an der Aktion „Mach-Dich-Stark“ mit pfiffigen, bunten Plakaten im Rahmen der Initiative des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. zur Sensibilisierung gegen Kinderarmut. Diese Aktion ist Teil der Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium. Fotos: Stadtverwaltung Künzelsau.

Grundlage ist das städtische Integrationskonzept „WIR sind Künzelsau“, das alle Personen und Systeme im Stadtgebiet einbezieht. Viele Familien und auch Einzelpersonen sind durch steigende Lebenshaltungskosten finanziell eingeschränkt und teils sogar von Armut bedroht. Wo früher noch die Großeltern finanziell unterstützten, können heute Rentner mit kleinen Renten oftmals nicht mehr helfen – weder den Enkeln noch deren Hobbys. Kinder finden dann keine Unterstützer für die Teilnahme am Fußballtraining oder anderen Freizeitaktivitäten. Eltern verzichten aus finanziellen Gründen oder aus Unwissen oder Sorge vor Antragsstellungen auf solche Angebote.

Armut hat somit viele Gesichter: Bewegungsarmut, Bildungsarmut, Kontaktarmut und fehlende Netzwerke der Eltern, die auch über Umwege den Zugang zu Hilfen ermöglichen könnten.

Das Konzept „Hidden Champions“ möchte Kindern durch spezielle Angebote bereits in den Kitas ermöglichen, Freizeitaktivitäten auszuprobieren. Wer Talent zeigt und Freude daran hat, diese Hobbys in der Freizeit weiterzuführen, kann sich an die Stadtverwaltung wenden. „Sollte das Familienbudget nicht für die Fortführung des Hobbys ausreichen, erläutern wir gerne die verschiedenen Unterstützungsangebote“, sagt Marion Hannig-Dümmler, Leiterin des Fachbereichs Frühkindliche Bildung und Integration bei der Stadtverwaltung.

Es gibt bereits aktive Kooperationspartner: Der TSV Künzelsau bietet wöchentlich in allen Kindergärten eine Sportstunde mit einer Trainerin an. Eltern, deren Kinder dabei sportlich hervortreten, werden angesprochen. Ihnen wird angeboten, ihr Kind über die Stadtverwaltung für Schnuppertrainings oder Talentförderungen anmelden zu lassen. Über das Vermittlungsprogramm können Ausrüstung und Vereinsgebühren bezuschusst oder vollständig übernommen werden. Nachhaltige Ansätze wie Ausrüstungstauschbörsen sind ebenfalls Teil des Zukunftsprogramms, um allen Kindern eine stigmafreie Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Brötchentüte für "Tag der Kinderrechte". Foto: Stadtverwaltung Künzelsau.

„Wichtig ist für uns, dass alle Kinder in unseren Einrichtungen aktiviert werden und später bei der Umsetzung eines Hobbys von den Fachleuten der Vereine und Freizeitbereiche unterstützt werden können“, so Bürgermeister Stefan Neumann. „Wir vermitteln gerne und bleiben mit den Anbietern im Gespräch, um Trends und Herausforderungen zu erkennen und diese in unsere Konzepte einfließen zu lassen.“

Weitere Kooperationspartner sind die städtische Jugendmusikschule, die Stadtbücherei Künzelsau sowie die AOK. In den Herbstferien fand ein kostenloser Kochkurs für Vorschulkinder und Senioren statt. Weitere Events sind in Planung, und das Kooperationsangebot wird stetig erweitert. Für die Weiterbewilligung 2025 ist bereits eine Zusammenarbeit mit einem sozialen Träger in Planung.

Die finanzielle Unterstützung des Sozialministeriums, um gute Konzepte auf den Weg zu bringen, soll Nachahmer finden, Netzwerke für die Sensibilisierung der Prävention von Kinderarmut in der Gesellschaft etablieren und Türen ins Gemeinwesen öffnen, wo es augenscheinlich noch keine gibt. „Für die Erweiterung des Hilfsnetzwerks dürfen sich interessierte Kooperationspartner wie Vereine und Gruppen aus Sport, Freizeit, Kunst und Kultur gerne an mein Team bei der Stadtverwaltung Künzelsau wenden“, lädt die stellvertretende Hauptamtsleiterin Marion Hannig-Dümmler ein.