Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

"Lichter aus, Sterne an! - (Ein-)Blick in die Nacht" in und ums Alte Rathaus

Hobbyastronomen präsentieren die faszinierende Welt der Sterne

Eine Familie schaut gesapnnt auf das Austellungsstück in einem geschlossenem Raum.
Bei den Meteorit-Gesteins-Stücken macht Familie Schröder interessiert stopp auf ihrem Rundgang durchs Rathaus. Foto: Joachim Schröder.

Das Experiment ist geglückt. Dieses Fazit zieht Joachim Schröder nach der Premiere der Veranstaltung "Lichter aus, Sterne an! - (Ein-)Blick in die Nacht" am vergangenen Wochenende. Hocherfreut zeigte sich der begeisterte Hobbyastronom darüber, dass schon wenige Minuten nach Beginn im Alten Rathaus von Künzelsau reges Treiben herrschte. Nebel verhinderte zwar am Samstagabend den ungetrübten Blick in den Sternenhimmel. Die die Astronomische Vereinigung Weikersheim hatte jedoch in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Künzelsau ein umfangreiches Programm mit Vorträgen und Aktionen im Rathaus für Kinder und Erwachsene vorbereitet.

Die Hobbyastronomen aus Weikersheim haben erstmals die so genannten Bordsteinastronomie nach Künzelsau gebracht, ein Konzept, das laut Schröder aus den USA stammt. "Wir wollen auch junge Leute für das Hobby gewinnen", sagt der Leiter des Klimazentrums Hohenlohe, dem die Themen Energiesparen und bewusste Beleuchtung, die sein Kollege Lukas Kempf am Stand des Klimazentrums präsentiert, genauso am Herzen liegen wie die Sterne. Seit fast 40 Jahren ist Schröder Mitglied der Vereinigung. "Wir müssen auf die Menschen zugehen, deshalb sind wir mit unserer Veranstaltung mitten in der Stadt", erklärt er.

Beeindruckende Aufnahmen von Himmelskörpern

Ins Schwärmen gerät Rainer Zierlein, Vorsitzender der Weikersheimer Astronomische Vereinigung, die auch die dortige Sternwarte betreibt. Beeindruckende Aufnahmen von Himmelskörpern wie vom bildfüllenden Vollmond zeigte er in seinem Vortrag mit dem Titel "Das Hohenloher Fenster zum Weltall in Weikersheim". Aufgrund ihrer Lage ist die Stadt nach seinen Worten prädestiniert für einen optimalen Blick ins All. Dieser mahnt Zierlein zur Demut angesichts der unendlichen Weite. Er erinnert daran, "welchen Schatz wir mit der Erde haben, den es zu bewahren gilt".

Ein Mann steht in einem Raum und zeigt eine PowerPoint Präsentation mit Himmelskörpern.
Rainer Zierlein, Vorsitzender der Weikersheimer Astronomische Vereinigung Weikersheim, zeigt beeindruckende Aufnahmen von Himmelskörpern. Stadtverwaltung Künzelsau.

Großes Interesse weckte auch der Vortrag von Stephan Fichtner, Teamleiter der Sternwarte der experimenta Heilbronn, zum Thema „Farbenfrohes Universum – warum sind Sterne bunt“. Anschaulich erklärte er, weshalb Himmelskörper in unterschiedlichen Farben leuchten und welche Rückschlüsse dies auf ihre Zusammensetzung erlaubt.

Nebenan widmen sich die Kinder dem Basteln von Sternenkarten und lernen dabei erste Grundkenntnisse über Sternbilder und Himmelsrichtungen.

Durch die Raumstation ISS, über den Mond und den Mars spazieren

Unterdessen hat sich im Erdgeschoss des Rathauses schon eine Schlange gebildet. Das von Würth IT unterstützte Angebot des Stadtmuseums ist eine der Hauptattraktionen. Kinder warten darauf, dass sie mit einer VR-Brille durch die Raumstation ISS oder über den Mond und den Mars spazieren können. Die Software wurde von jungen Mitarbeitenden von Würth IT entwickelt, die auch die Ausstellung über den Raumflug des Künzelsauers Alexander Gerst im Stadtmuseum mitgestaltet haben. Bürgermeister Stefan Neumann sagt, dass er spätestens seit Gersts Aufenthalt auf der Raumstation ISS regelmäßig den Blick zum Himmel richtet, wo er auch die ISS sieht. Der Rathauschef würdigt den vierstündigen astronomischen Abend als Bereicherung fürs Stadtleben.

Ein großes Teleskop in weiß steht vor dem Alten Rathaus in Künzelsau. Im Hintergrund Personen.
Das Team der Weikersheimer Astronomischen Vereinigung lud zum Blick durch verschiedene Teleskope ein. Stadtverwaltung Künzelsau.

Blick in die Weiten des Weltalls

Vor der Tür präsentiert Max Primas die aufgebauten Linsen- und Spiegelteleskope sowie die astronomische Spezialkamera, die den Blick in die Weiten des Weltalls eröffnen. Als er die Mondfinsternis 2018 erlebt hat, habe er Feuer für die Astronomie gefangen, erzählt der 22-Jährige. Umso mehr freut er sich über den neun Jahre alten David, der die Teleskope genau unter die Lupe nimmt. Mit seinem Vater Mario Gärtner und seinem Onkel ist er aus Krautheim gekommen. "Er ist an allem interessiert, bei dem er etwas lernen kann", lobt der Vater seinen Sohn.

Zum Blick ins All gibt’s Lesestoff in der Stadtbücherei

Die Stadtbücherei stellte nicht nur die Bibliothek der Dinge vor, die unter anderem ein Teleskop zur Ausleihe anbietet, sondern präsentierte auch einen Büchertisch mit Werken über Astronomie oder Raumfahrt. Der verantwortungsvolle Umgang mit Licht und die richtige Art der Beleuchtung, um zur sternenfreundlichen Stadt zu werden, präsentierte die städtische Klimaschutzmanagerin Melissa Neumann an Beispielen. Denn Lichtverschmutzung durch grelle Lampen und Dauerbeleuchtung draußen in der Nacht schadet nicht nur Insekten, sondern beeinträchtigt auch den Blick ins All. Auch Hobbyastronom Manuel Thoma weiß, dass dieser am Faszinierendsten ist, wenn ringsherum völlige Dunkelheit herrscht, wie zum Beispiel in der Wüste von Namibia.