Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Kochertalbahn verbindet Menschen, Orte, Zukunft

Umfrage und Infos: Eine neue Perspektive für Mobilität im Hohenlohekreis

Eine Illustration von einer Bahn die durch das Grün fährt.
Illustration: Die neue Kochertalbahn wird nichts mehr mit alten, lauten Dieselloks zu tun haben. Geplant ist ein moderner S-Bahn-Betrieb: elektrisch, komfortabel und leise. Dieses Bild ist KI-generiert.

Die Reaktivierung der Kochertalbahn zwischen Waldenburg und Künzelsau ist seit einigen Jahren Thema in Politik und Öffentlichkeit. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Wiederinbetriebnahme technisch möglich und auch wirtschaftlich sinnvoll wäre. Mit der geplanten Elektrifizierung der Hohenlohebahn bis Schwäbisch Hall eröffnet sich die Chance, auch das Kochertal mit einem Abzweig wieder ans überregionale Schienennetz anzuschließen.

Die Stadtverwaltung Künzelsau hat deshalb nach einer europaweiten Ausschreibung eine Bietergemeinschaft der Büros Obermeyer, Schüßler-Plan und Transport Technologie-Consult Karlsruhe GmbH (TTK) mit den Planungsleistungen zur Reaktivierung und dem Neubau der Kochertalbahn beauftragt. Erwartet werden belastbare Infrastrukturkosten und eine aktualisierte Nutzen-Kosten-Untersuchung nach dem Verfahren der Standardisierten Bewertung. Diese entscheidet über die Förderfähigkeit durch Bundes- und Landesmittel und die weitere Projektentwicklung. Die Bietergemeinschaft beginnt diesen Herbst mit der Planung, die im Optimalfall innerhalb von 18 Monaten abgeschlossen werden kann. Im September 2025, noch vor Planungsbeginn, wurden die Gemeinderäte von Kupferzell, Waldenburg und Künzelsau über den Sachstand und das weitere Vorgehen informiert.

Aufwand lohnt sich

Die Rückkehr der Bahn hätte unmittelbare Vorteile für die Menschen in der Region. Sie würde den Alltag vieler erleichtern, indem sie eine zuverlässige Alternative zum Auto bietet und damit den Straßenverkehr und die Umwelt entlastet. Schülerinnen und Schüler könnten schneller und sicherer ihre Schulen sowie Studierende die Hochschule erreichen, Berufspendlerinnen und -pendler hätten eine stressfreie Verbindung zu ihren Arbeitsplätzen, Menschen ohne Auto würden unabhängiger. Für die Unternehmen im Kochertal, im Gewebepark Hohenlohe und den Anliegerkommunen wäre eine bessere Anbindung ein Standortvorteil, der sich bei der Gewinnung von Fachkräften auszahlen kann.

Die alte rote Kochertalbahn fährt auf Schienen durch das Grün.
Die Kochertalbahn am 23. Mai 1981. Foto: Jürgen Mogler.

Bedingungen sind selten so gut

Die Reaktivierung von Bahngleisen wird aktuell finanziell stark von Bund und Land gefördert. Die neue Kochertalbahn ist durch das Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungsgesetz förderfähig: Der Bund trägt 90 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Die restlichen zehn Prozent werden zum Teil durch das Land Baden-Württemberg übernommen. Es zahlt sich aus, wenn die anliegenden Kommunen Waldenburg, Kupferzell und Künzelsau gemeinsam und zügig im Verfahren vorankommen. Denn: Für die ersten hundert reaktivierten Bahnkilometer übernimmt das Land Baden-Württemberg die Kosten für den Betrieb im Ein-Stunden-Takt komplett. Außerdem wird zu Spitzenzeiten auch eine dichtere Taktung gewährleistet.

"Kupferzell, Waldenburg und Künzelsau arbeiten schon lange eng für die Region zusammen. Dafür ist es wichtig, dass alle immerzu gut informiert sind. Auf der Basis begleiten wir die Bemühungen der Stadt Künzelsau zur neuen Kochertalbahn offen und interessiert", so Christoph Spieles, Bürgermeister von Kupferzell.

Bernd Herzog, Bürgermeister von Waldenburg betont: "Uns ist es wichtig, dass alle relevanten Informationen aus Waldenburg, Kupferzell und Künzelsau in das Projekt einfließen und am Ende die beste Lösung für die Region steht. Auf dem Weg dahin begleiten wir die Planungen der Stadt Künzelsau wohlwollend und ergebnisoffen."

Zwei von vielen Trassen-Varianten. Grafik: Stadtverwaltung Künzelsau.

"Die Reaktivierung der Kochertalbahn ist eine große Chance für die gesamte Region. Sie stärkt unsere Mobilität, macht uns unabhängiger vom Auto und ist ein Gewinn für Wirtschaft und Umwelt. Ich lade alle herzlich ein, sich an der Befragung zu beteiligen. Nur gemeinsam können wir dieses Zukunftsprojekt erfolgreich gestalten", so Stefan Neumann, Bürgermeister von Künzelsau.

Wie geht es weiter?

Die Strecke soll sich, soweit möglich, am historischen Trassenverlauf orientieren. Bei einigen Abschnitten wird jedoch noch in Varianten geplant. Auch innerorts in Kupferzell ist der Streckenverlauf noch offen. Bisher wurden zwei Trassenvarianten betrachtet, die unterschiedliche absolute Kosten umfassen: für die Variante Künsbachtal (grün) schätzen die Planer 194,5 Millionen Euro, für die Tunnel-Variante (rot) 274 Millionen Euro. Diese Varianten werden in der kommenden Planungsphase noch miteinander und weiteren verglichen.

Es geht um die Fragen: Wie lässt sich die Bahnlinie optimal in die Landschaft einfügen? Wo können Haltepunkte entstehen, die für viele Menschen gut erreichbar sind? Wie kann die Strecke zukunftsfähig, barrierefrei und klimaneutral gestaltet werden?

Nach Abschluss der Prüfungen und der Einwohner-Umfrage werden die Ergebnisse in die weiteren Planungen einfließen. Erst danach werden der Kreistag und die Gemeinderäte von Waldenburg, Kupferzell und Künzelsau über eine konkrete Umsetzung entscheiden.

Logo: Stadtverwaltung Künzelsau.

Umfrage zur Kochertalbahn

Damit die Planungen die tatsächlichen Bedürfnisse der Region widerspiegeln, startet eine Befragung, an der sich alle Einwohnenden der Region beteiligen können. Die Umfrage ist online und läuft bis zum 7. Dezember 2025. Die Teilnahme dauert rund zehn Minuten. Gefragt wird nach Nutzungsgewohnheiten, Chancen, Erwartungen und auch möglichen Sorgen der Teilnehmenden. Für alle, die keinen Internetzugang haben, gibt es die Möglichkeit, in den Rathäusern von Künzelsau, Kupferzell und Waldenburg, vor Ort teilzunehmen. Die Ergebnisse dieser Umfrage dienen als Vorbereitung der öffentlichen Informationsveranstaltung am 21. Januar 2026 in der Carl-Julius-Weber-Halle, Kupferzell.

Zur Umfrage und mehr Informationen zur Kochertalbahn unter: kochertalbahn.info