Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Das Ehepaar Schuh ist 70 Jahre verheiratet

Eine seltene Jubel-Hochzeit in Garnberg

das Jubelpaar steht in der Mitte, links und rechts daneben je eine junge Frau. davor ein Tisch mit Blumen und einer Papiertasche
Hildegard und Alfred Schuh konnten ihre Gnadenhochzeit in Garnberg feiern. Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung haben gratuliert. Foto Rainer Lang.

Eine gewisse Nervosität ist im Haus der Familie Schuh in Künzelsau-Garnberg zu spüren gewesen, als dort vor kurzem ein äußerst seltenes Jubiläum begangen worden ist. Hildegard und Alfred Schuh feierten am 18. Oktober ihre Gnadenhochzeit. Das heißt, dass sie seit 70 Jahren verheiratet sind. Natürlich hatte sich an dem Tag auch Besuch angemeldet. Zwei Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung, Alwina Neubauer und Delia Unger, überbrachten Glückwünsche und ein Geschenk von Bürgermeister Stefan Neumann, der zu seinem Bedauern nicht dabei sein konnte. Ebenfalls überreicht wurde die Glückwunsch-Urkunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Per Post sind auch die Glückwünsche des Bundespräsidenten in Garnberg angekommen.

Im Vorfeld hatte sich Hildegard Schuh schon Sorgen gemacht, dass sie möglicherweise ihre Erinnerung im Stich lassen könnte, wenn sie etwas von früher erzählen soll. Dabei kann sie sich noch ganz genau daran erinnern, wie sie ihren Alfred Anfang der 50er Jahre kennengelernt hat. Das war beim Tanz im Gasthaus Adler, wo das Jubelpaar jetzt im engsten Familienkreis die Gnadenhochzeit feierte. Ein fescher junger Mann war damals aus Mäusdorf nach Garnberg herübergekommen. Und er hat die junge Garnbergerin für sich eingenommen.
Wenig später heirateten die beiden im Jahr 1952 und bauten 1954 ein Haus in der Hofstraße, in das sie 1955 einziehen konnten. Hier wohnt das betagte Paar bis heute. Ihr Sohn Eberhard, der ebenfalls im Haus wohnt, umsorgt seine inzwischen gebrechlichen Eltern. Nach Hohenlohe ist Alfred Schuh erst als 18-Jähriger gekommen. Er gehört zu den vielen Heimatvertriebenen, die in Künzelsau einen Neuanfang machen mussten.

Der Weg hierher führte ihn quer durch Osteuropa. Geboren wurde Schuh am Schwarzen Meer in Teplitz in Bessarabien. 1940 wurde er mit seiner Familie ins Deutsche Reich umgesiedelt und kam über ein Sammellager bei Belgrad zunächst über Graz in ein Umsiedlungslager im sächsischen Kreis Oschatz. Im Juli 1941 folgte dann die Ansiedlung in Westpreußen beim Bromberg, wo die Familie bis zur Flucht vor der anrückenden russischen Armee 1945 lebte. Über Mecklenburg kam Alfred Schuh schließlich 1946 ins Lager Künzelsau. Genauso wenig wie seine Frau hätte er gedacht, dass es in Europa nochmals einen Krieg gibt. „Man hat gedacht, in der heutigen Zeit macht das keiner mehr“, sagt Alfred Schuh kopfschüttelnd.

Nach drei Jahren Lehre und zwei Jahren als Geselle in der Molkerei Mäusdorf, wechselte er dann zu Strickereien in Künzelsau, bevor er bei Ziehl-Abegg 30 Jahre bis zur Rente arbeitete. Dort war er dann Versandleiter. Seine Frau Hildegard arbeitete in Haushalten und kümmerte sich um die Kinder. 1953 wurde Tochter Gisela geboren, 1957 Sohn Günter, 1958 Tochter Gerlinde und 1960 schließlich Eberhard.

Das hochbetagte Paar lebt auch im hohen Alter noch in der eigenen Wohnung. Alfred Schuh hat sich nach einem schlimmen Sturz in der Wohnung den Oberschenkel gebrochen und ist nach langem Krankenhausaufenthalt und Reha glücklicherweise wieder auf die Beine gekommen und konnte nach Hause zurückkehren zu seiner Frau, die ihren linken Arm nur noch schwer bewegen kann. Es ist interessant, den beiden zuzuhören, wenn sie spannende Geschichten von früher erzählen.