Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Immer nah bei den Menschen

Dekan Dr. Friedemann Richert wurde mit einem Gottesdienst in der Johanneskirche in Künzelsau in den Ruhestand verabschiedet – Bürgermeister Stefan Neumann lobte konstruktive Zusammenarbeit

zwei Herren in Talaren stehen vor dem Altar, im Hintergrund Gottesdienstebesucher
Abschied von Dekan Dr. Friedemann Richert in der Johanneskirche in Künzelsau. Fotos Rainer Lang.

Die Spaziergänge mit Hut und Hund sind sein Markenzeichen gewesen. So behält Künzelsaus Bürgermeister Stefan Neumann den evangelischen Dekan Dr. Friedemann Richert gern in Erinnerung. Nah bei den Menschen und immer ansprechbar sei der Theologe gewesen, der nach zwölf Jahren im Amt im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes in den Ruhestand verabschiedet worden ist. Da die Kirchenbezirke unter Federführung von Jörg Hübner als Administrator neu geordnet werden, ist Richert als 20. Amtsinhaber im Dekanat Künzelsau auch der letzte.
 
Dies bedauert nicht nur Bürgermeister Stefan Neumann, der auch die besten Wünsche von Landrat Dr. Matthias Neth überbrachte, den Dezernent Michael Schellmann vertrat. Der 64-Jährige Richerts verlässt Künzelsau und zieht nach Königsdorf im Tölzer Land mit Blick auf die Berge.
 
„Ihnen war und ist der Mensch wichtig. Ihnen ist wichtig, dass die Kirche und ihre Vertreter ihre Aufgabe wahrhaftig wahrnehmen und ausführen“, betonte Neumann. „Neben dem Dienst am Menschen war und ist Ihnen die Vernetzung der Kirche wichtig. Davon zeugen nicht nur regelmäßige Gesprächs- und Diskussionsrunden, zu denen Sie einluden, sondern auch ihr ökumenisches Wirken“, fügte der Rathauschef hinzu, der Richert ausdrücklich für „die offene und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Politik und Kirche“ dankte.

Auch der Heilbronner Prälat Ralf Albrecht hob im Gottesdienst das kirchenübergreifende Wirken Richerts ausdrücklich hervor. Dieser legte auch Wert darauf, dass der katholische Dekan Ingo Kuhbach
und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Martinos Petzolt Teil der Liturgie im Gottesdienst waren, der vom Posaunenchor und der Johanneskantorei unter Leitung von Vera Klaiber musikalisch begleitet wurde.
 
In seiner letzten Predigt in der Künzelsauer Johanneskirche wies Richert darauf hin, dass man im Blick auf den Kern des Glaubens an der orthodoxen Kirche durchaus ein Beispiel nehmen könne. In der Liebe Christi gründet für ihn das Heilige. Seine große Sorge ist, dass dieses Heilige im Irdischen verloren geht. Bildung hat für ihn deshalb viel mit Herzensbildung zu tun. Er mahnte seine Gäste und die württembergische evangelische Landeskirche, sich nicht im Aktionismus zu verlieren.

Seine Überzeugungen hat Richert in inzwischen fünf Büchern veröffentlicht. Darin hat er sich unter anderem mit dem Verhältnis des griechischen Philosophen Platon und Christus befasst und mit den antiken Wurzeln des Neuen Testaments sowie mit einer „Ethik für unsere Gesellschaft“. Zu seinen Werken gehört „Das lateinische Gesicht Europas“ genauso wie eine „Kleine Geistesgeschichte des Lachens“. Promoviert hat er an der kirchlichen Hochschule in Neuendettelsau. Nach dem Studium der Theologie in Erlangen und Tübingen wurde er Vikar in München. 1991 wechselte er nach Württemberg. Zwölf Jahre war er in Sindelfingen Pfarrer, bevor er Dekan wurde.
 
Nach dem Gottesdienst konnten sich die Gäste, unter denen auch eine Delegation aus Sindelfingen war, persönlich von Friedemann Richert verabschieden. Kirchengemeinderat, Bezirkssynode und Pfarrerinnen und Pfarrer im Kirchenbezirk gaben dem scheidenden Dekan beim anschließenden Empfang Erinnerungen mit auf den Weg. Pfarrer Wilfried Härpfer aus Kocherstetten erinnerte daran, dass es durchaus unterschiedliche Standpunkte gegeben habe. Doch bei allen Unterschieden sei das Fundament der Zusammenarbeit nie berührt gewesen, sagte Härpfer, der das gute menschliche Miteinander, das Richert stets gepflegt habe, nochmals besonders hervorhob.
 
Stefan Neumann zeigte sich besorgt. „Die Zukunft ist in gewisser Weise ungewiss, sie liegt in Gottes Hand. Dies betrifft auch das Dekanat in Künzelsau. Nun droht der evangelischen Kirche das, was wir bei der katholischen Kirche schon sehen. Sehr große Kirchenbezirke, wenig Pfarrstellen, weite Wege. Eine ungute Entwicklung, die gestaltet werden will“, betonte der Bürgermeister. Für Richert ermöglichen nur kleinere Einheiten den für das kirchliche Leben essentiellen persönlichen Kontakt.