Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Künzelsau feierte bei strahlendem Sonnenschein

500 Jahre Altes Rathaus

Bürgermeister Stefan Neumann und Ehrenbürgerin Ursula Berner enthüllen eine blau eingühllte  Stele
Bürgermeister Stefan Neumann und Ehrenbürgerin Ursula Berner enthüllen die Stele am Alten Rathaus. Fotos Olivier Schniepp, Foto Linke GmbH.

Entstanden ist eine ganz persönliche Stadtgeschichte von Künzelsau. Mitgeschrieben haben 500 Personen, Organisationen, Vereine und Unternehmen. Präsentiert wurde das Ergebnis beim Festwochenende am 21. Und 22. Mai. An zwei Tagen wurden 500 Jahre Altes Rathaus mit einem Büchereifest und großem Begleitprogramm bei strahlendem Sonnenschein in der Künzelsauer Innenstadt gefeiert. Zum Auftakt übergab Bürgermeister Stefan Neumann der Öffentlichkeit eine Stele neben der Rathaustreppe, auf der sich 500 Paten des Alten Rathauses, die mit ihrer Spende zur Sanierung des Wahrzeichens der Stadt beigetragen hatten, mit einem Eintrag verewigen konnten.

Unterstützt wurde der Bürgermeister bei der Enthüllung von Ehrenbürgerin Ursula Berner, die gemeinsam mit ihrem Mann Albert genauso auf der Stele zu finden ist wie der Hinweis, dass 1645 der Bildhauer Johann Jakob Sommer geboren wurde oder dass 1949 das Unternehmen ZIEHL-ABEGG in Künzelsau neu gegründet wurde. Ausdrücklich dankte Stefan Neumann allen Spenderinnen und Spendern, die auf der Stele mit einem Text ihrer Wahl bei einer Jahreszahl vertreten sind.
Insgesamt kam bei der Spendenaktion zur Sanierung die Summe von 64.859 Euro zusammen. Die Albert Berner-Stiftung hatte weitere 100.000 Euro dazu gegeben. Das Land steuerte Fördergelder bei. Seinen Dank sprach Stefan Neumann auch Erhard Demuth aus, der als Architekt die Generalsanierung geplant und betreut hatte, sowie den beteiligten Handwerksbetrieben und Unternehmen. Nachdem im Mai 2016 ein verheerendes Unwetter großen Schaden im Erdgeschoss angerichtet hatte, bot sich die Chance, das komplette Gebäude zu sanieren, barrierefrei zu machen und mehr Platz für die 1948 gegründete Stadtbücherei zu schaffen.

Zum runden Geburtstag des Fachwerkbaus hatte die Stadt zum Feiern eingeladen und dabei auch das für 2020 geplante und aufgrund von Corona ausgefallene Büchereifest nachgeholt. Beim Tag der offenen Tür konnten die neugestalteten Räume des Rathauses erkundet werden, Schnäppchenjäger kamen beim großen Bücherflohmarkt beim Alten Rathaus und im ehemaligen Modehaus Demuth auf ihre Kosten. Die Band „Heiter bis Folkig“ begleitete das Festwochenende mit Minnegesang im Freien musikalisch, wo für Besucherinnen und Besucher Bewirtung und Stehtische bereit standen.

Bücherflohmarkt

Eike Schroth, die Leiterin der Bücherei, hatte mit ihrem Team ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm vorbereitet. Für die kleinen Gäste gab es Vorlesestunden und Kindertheater, für die großen Lesungen von zwei Autorinnen, Margret Maier-Hägele, die Tochter des bis heute unvergessenen Künzelsauer Malermeisters Wilhelm Hägele, und Charlotte Sigrun Hellinger. Wer etwas Praktisches suchte, konnte beim Basteln Origami falten mit Renate Weber.

Einen Einblick in die wechselhafte Geschichte des Rathauses gab der Leiter des Stadtmuseums, Stefan Kraut, in seinem Vortrag „Markthalle, Schlachthaus, Gefängnis – und ein wenig Verwaltung – 500 Jahre Altes Rathaus“. Das Fachwerkgebäude mitten in der Hauptstraße ist seit 500 Jahren Herzstück von Künzelsau. Es wurde nach einem Brand im Jahr 1519 über dem Künsbach wieder aufgebaut. 1522 entstand es neu als fränkisches Rathaus mit einer Markthalle. Es wurde mehrmals umgebaut und nicht nur für die Verwaltung der Stadt genutzt.

Folkloremusikgruppe

Es gab hier in der Vergangenheit auch einen Versammlungsraum, einen Tanzboden, eine Gerichts-, Registratur- und Bürgerstube und ein Archiv im Dachgeschoss. Von 1820 bis 1901 war im Erdgeschoss ein Schlachthaus angesiedelt. 1919 zog die Allgemeine Ortskrankenkasse ein, 1925 das Notariat und 1930 das Arbeitsamt. Stefan Kraut erinnerte daran, dass „alles wieder raus musste, denn die Verwaltung bekam immer mehr Aufgaben zugewiesen und brauchte mehr Raum. Schließlich waren Stadtbauamt, Tiefbauamt, Stadtkasse und anderes mehr auf das Stadtgebiet verteilt, bis 1989 ein neues Rathaus an der Stuttgarter Straße bezogen werden konnte“.

Das alte Rathaus wurde in der Zwischenzeit dann Bücherei, Finanzamt, Geschäftsstelle des Nahverkehrs bis 2016 das vernichtende Künsbach-Hochwasser das Erdgeschoß vollständig zerstörte. Nach der Renovierung stehen seit 2019 wieder die Stadtbücherei sowie Bürgerräume zur Verfügung. In den neugestalteten Räumen stehen rund 5000 Bücher bereit. Digitale Medien können über die Onleihe angefordert werden.