Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Arbeiten am Dorfgemeinschaftshaus Nagelsberg

Ausräumen vor Abbruch und Neubau

Ausräumarbeiten im Dorfgemeinschaftshaus.
Mitarbeiter der Firma Retzbach aus Gommersdorf räumen das Dorfgemeinschaftshaus vor dem Abbruch aus. Foto Gunter Speckmaier.

Mitte April hat die Firma Retzbach aus Gommersdorf im Auftrag der Stadtverwaltung Künzelsau mit dem Ausräumen des Dorfgemeinschaftshauses in Nagelberg begonnen. Ihre Sachen ausgeräumt haben auch die Vereine, die sich dort regelmäßig getroffen haben: der Verein Dorfgemeinschaft Nagelsberg, der Liederkranz Nagelsberg und der Deutsche Alpenverein Sektion Künzelsau. Jetzt folgt der Abbruch.







 

Altes Gebäude
Das Gebäude neben dem Dorfgemeinschaftshaus, ehemals eine Metzgerei, wird abgebrochen und die Fläche für den Neubau verwendet. Foto Stadtverwaltung Künzelsau.

Um Platz für ein neues Dorfgemeinschaftshaus zu schaffen, werden Teile des früheren Gasthauses Adler und das Nebengebäude, das ehemals eine Metzgerei war, abgebrochen. „Der Bestand soll von unten her soweit wie möglich erhalten bleiben und darauf aufgebaut werden.“ Das sei Voraussetzung für eine Förderung mit Sanierungsmitteln gewesen und auch aus Kostengründen sinnvoll, erklärt Stadtbaumeister Peter Blumhagen bei einem Rundgang mit Architekt Gunther Speckmaier, Johannes Rückgauer vom Verein Dorfgemeinschaft Nagelsberg und Thomas Zimmermann von der Hohenloher Zeitung.

Altes in Teilen erhalten – Neues schaffen

Erhalten wird auch der gewölbte Keller mit einer Quelle und Tauchbad (Mikwe), die zur Synagoge gehörten. In Nagelsberg lebten lange Zeit jüdische Einwohner, weiß Johannes Rückgauer, der seit 2015 Mitglied im Künzelsauer Gemeinderat ist und sich sehr für den Neubau des Dorfgemeinschaftshauses stark gemacht hat.

Keller mit einer Quelle und Tauchbad.
Erhalten wird auch der gewölbte Keller mit einer Quelle und Tauchbad (Mikwe), die zur Synagoge gehörten. Foto Stadtverwaltung Künzelsau.

Das Erdgeschoss wird barrierefrei und der Eingang auf die Westseite verlegt. Die beiden Versammlungsräume bleiben erhalten und können durch eine Verbindungstür zusammengeschlossen und auch für private Feiern genutzt werden. Eine neue Küche und eine barrierefreie Toilette werden eingebaut. Im Foyer wird Platz für den freitags stattfindenden Bürgerstammtisch sein. Abstellräume für Vereine und ein Hausanschlussraum sind im Untergeschoss vorgesehen. Im Obergeschoss entstehen ein Besprechungsraum und eine Toilettenanlage. Im Außenbereich sind sechs Auto-Abstellplätze geplant.


 

Die beiden Versammlungsräum soll erhalten bleiben, werden saniert - auch die bestehende Bühne. Foto Stadtverwaltung Künzelsau.
Die beiden Versammlungsräum soll erhalten bleiben, werden saniert - auch die bestehende Bühne. Foto Stadtverwaltung Künzelsau.

Standort ist herausfordernd

Mit rund 1,5 Millionen Euro Gesamtkosten rechnet Stadtbaumeister Blumhagen. Das sind ungefähr 250.000 Euro mehr als anfangs geschätzt. „Schwierig war es eine Abbruchfirma zu finden.“ Die Vergabe der letzten ausgeschriebenen Gewerke ist in der Gemeinderatssitzung am 28. April 2020 vorgesehen.

„Die Nagelsberger haben sich sehr für ihr neues Dorfgemeinschaftshaus eingesetzt“, so Bürgermeister Stefan Neumann. „Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Architekturbüro duo aus Künzelsau haben wir das Projekt geplant und werden es nun realisieren. Der Standort ist herausfordernd und dennoch ist es gemeinsam gelungen, die Bedürfnisse und Ansprüche der späteren Nutzer zum Großteil zu erfüllen. Besonders freut uns alle die Förderung aus dem Städtebauförderungsprogramm Investitionspakt Soziale Integration im Quartier (SIQ) in Höhe von 594.000 Euro. Ich wünsche für die Bauarbeiten einen guten Verlauf.“ Eine Aufstockung der Fördermittel wird beantragt.

Dorfgemeinschaftshaus Nagelsberg
Beim Rundgang, v.l.: Architekt Gunther Speckmaier, Stadtbaumeister Peter Blumhagen, Johannes Rückgauer, Vorsitzender Dorfgemeinschaft Nagelsberg e.V.. Foto Stadtverwaltung Künzelsau.

Als besonderes Gebäude erkennbar

Nach dem Bauzeitenplan der Architekten Gunther Speckmaier und Reinhold Zentler vom Architekturbüro duo aus Künzelsau sollen die Arbeiten im Sommer 2021 abgeschlossen sein. Durch das Flachdach und die Gebäudeform wird das Dorfgemeinschaftshaus als besonderes Gebäude erkennbar sein, erklärt Architekt Speckmaier. Hinzukommt, so Stadtbaumeister Blumhagen, dass ein Satteldach für die Nachbarschaft eine größere Sichtbeeinträchtigung und Mehrkosten bedeutet hätten.

„Ein für die Entwicklung von Nagelsberg wichtiger Nebeneffekt ist die Dorfsanierung“, freut sich Johannes Rückgauer. Private Grundstückseigentümer können Förderung für die Sanierung ihrer Gebäude erhalten. 2018 wurde die städtebauliche Erneuerungsmaßnahme „Ortskern Nagelsberg“ in das Landessanierungsprogramm (LSP) aufgenommen und mit einem Förderrahmen in Höhe von 833.333 Euro ausgestattet.

Virtuelles Modell des neuen Dorfgemeinschaftshauses Nagelsberg.
So soll der Neubau des Dorfgemeinschaftshauses Nagelsberg aussehen. Ansicht duo FREIE ARCHITEKTEN.

Mühlbergstraße bis Oktober gesperrt

Für Arbeiten muss die Mühlbergstraße im Bereich direkt vor dem Dorfgemeinschaftshaus ab Montag, 20. April 2020 bis voraussichtlich Anfang Oktober für den Verkehr voll gesperrt werden. Anlieger können jedoch jederzeit aus beiden Fahrtrichtungen zufahren. Die Umleitung erfolgt über die Bruno-Lambert-Straße. Danach ist die Mühlbergstraße halbseitig wieder befahrbar. Die Stadtverwaltung Künzelsau bittet die Anwohner und Verkehrsteilnehmer um Verständnis für die entstehenden Beeinträchtigungen während der Bauzeit.

Daten, Infos zum Bauprojekt Dorfgemeinschaftshaus Nagelsberg

Bauherr: Stadtverwaltung Künzelsau
Planung und Bauleitung: duo FREIE ARCHITEKTEN, Roland Zentler und Gunther Speckmaier PartG mbB, Künzelsau
 

 

Baubeginn: Mitte April 2020
Fertigstellung: Geplant Sommer 2021
Umbauter Raum: 2.097 Kubikmeter
Entstehende Nutzfläche: 445 Quadratmeter
Obergeschoss komplett Holzbau, restliches Gebäude massiv
Kosten: rund 1,5 Millionen Euro
Förderung: 594.000 Euro wurden bewilligt zur Durchführung der städtebaulichen Einzelmaßnahme „Schaffung Dorfgemeinschaftshaus“ im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms Investitionspakt Soziale Integration im Quartier (SIQ)

Raumplanung:
  • Obergeschoss: kleinerer Besprechungsraum; Toiletten Damen und Herren
  • Erdgeschoss: Foyer, zwei Versammlungsräume, die über eine Verbindungstür zusammengeschlossen werden können; Küche; barrierefreie Toilette; barrierefrei; sechs Parkplätze
  • Untergeschoss: Abstellräume für Vereine; Hausanschlussraum

Aus dem Stadtarchiv – jüdisches Leben in Nagelsberg

1854 dürfte mit 167 Personen jüdischen Glaubens etwas mehr als 30 Prozent der höchste Bevölkerungsanteil erreicht gewesen sein. 1933 waren es fünf Personen jüdischen Glaubens. Drei davon starben hochbetagt eines natürlichen Todes. Zwei Schwestern Schlachter betrieben bis 1938 einen Kolonialwarenhandel und wurden 1942 deportiert. Sie wurden offenbar umgebracht.