Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

„Natur nah dran“-Flächen in Künzelsau werden vorbereitet

Für mehr blühende Vielfalt: aus Rasen wird Blumenwiese und heimische Blühhecke

Grüne Fläche auf dem Wert-Wiesen-Gelände.
Der Boden ist bereitet: In den Künzelsauer Wertwiesen werden die ersten „Natur-nah-dran-Flächen“ angelegt.

Seit Mitte Oktober werden die im Rahmen des Projekts „Natur nah dran“ ausgewählten Flächen in Künzelsau vorbereitet, die in blühende Blumenwiesen und Wildstaudenflächen umgewandelt werden. So wurde das alte Erdreich von Rasen- und Beet-Flächen in den Wertwiesen ausgebaggert und mit einem Gemisch aus Schotter und Kompost wieder aufgefüllt. Dies ist nötig, damit die Wildblumen und Wildstauden dort gedeihen können – sie benötigen einen sehr mageren Boden um wachsen zu können. „Das neu eingebrachte Schotter-Kompost-Gemisch hat außerdem den Vorteil, dass es nahezu unkrautfrei ist“, so Sebastian Frey. „Durch den teilweisen Bodenaustausch werden die im Boden schlummernden Samen von weniger erwünschten und sich schnell ausbreitenden Pflanzen wie Melde, Knöterich oder Weißklee entfernt. Die Blumensamen und Stauden die nun ausgebracht werden, sind für relativ trockene Standorte geeignet und haben einen verhältnismäßig geringen Pflegeaufwand“, erklärt der Diplom Landschaftsökologe aus Neckarsulm. Er berät die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs im Auftrag des NABU bei der Neuanlage der naturnahen Grünflächen.

Ursprünglichen landschaftlichen Zustand kopieren

Sebastian Frey hat sich in der letzten Oktober-Woche mit dem stellvertretenden Bauhofleiter Jochen Lutz und zwei Gärtnern des städtischen Bauhofs in den Wertwiesen getroffen. Auf seinem Klemmbrett hat er eine lange Liste mit Pflanzen, die alle in den Boden kommen. Am Rand der Parkplätze werden die teils noch bestehenden Sträucher mit heimischen Wildsträuchern und Wildrosen zu einer gemischten blühenden Hecke ergänzt. Sie dient als Nistgehölz für Vögel und Insekten. Die Wildformen unter anderem von Königskerze, Steppensalbei, Natternkopf, Färberkamille oder Lein werden in den neuen Saumstreifen und den Blumenwiesen Nahrung und Unterschlupf für Insekten und Kleinlebewesen sein. „Wir möchten eine Kopie eines ursprünglichen landschaftlichen Zustandes erreichen“, sagt Sebastian Frey.

Wertvolle Lebensräume brauchen Zeit sich zu entwickeln

Schon ab dem nächsten Frühjahr erwarten das Bauhofteam und NABU-Projektleiter Martin Klatt eine reiche Blüte für Tiere wie Mauerbienen, Stieglitze oder Schachbrettfalter. „Es braucht jetzt etwas Geduld, aber in den nächsten ein bis zwei Jahren werden sich die Flächen zu wertvollen und langjährigen Lebensräumen entwickeln.“

Vier Männer auf dem Wertwiesen-Gelände.
Austausch unter Experten, v.l.: Gärtner des städtischen Baufhofs, stellvertretender Bauhofleiter Jochen Lutz und Diplom Landschaftsökologen Sebastian Frey.

Start in den Wertwiesen

Weitere naturnahe Flächen sollen im Stadtgebiet noch geschaffen werden. „Heute sind wir mit Sebastian Frey noch entlang des Kochers im Innenstadtbereich unterwegs, um zu schauen, wo wir noch Flächen naturnah umgestalten können“, so Jochen Lutz. „Der Rat des Fachmanns ist für uns in der praktischen Umsetzung sehr wertvoll und hilft uns auch weiter bei der richtigen Pflege der neuen naturnahen Grünflächen.“

Die ersten in Künzelsau mit „Natur nah dran“ umgewandelten Flächen liegen in den Wertwiesen. An diesen Grünflächen werden vorübergehend Schilder aufgestellt, die kurz und knapp erklären, warum Baggerarbeiten stattgefunden haben und Substrat eingearbeitet wurde. Später werden diese durch feste Infotafeln ersetzt, die auf die wertvollen Lebensräume für die biologische Vielfalt hinweisen.

Schotter wird auf eine Fläche auf dem Wertwiesen-Gelände aufgebracht.
Die Grasnarbe wird abgetragen und ein Schottergemisch eingebracht. Die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs legen mit der fachlichen Unterstützung des Landschaftsökologen ein naturnahes Beet in den Wertwiesen an.

Projekt „Natur nah dran“

Künzelsau ist eine von 15 Städten und Gemeinden, die sich erfolgreich um eine Teilnahme am landesweiten Projekt „Natur nah dran“ für 2020 beworben hatten. Das Kooperationsprojekt des NABU und des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) unterstützt von 2016 bis 2020 jährlich bis zu 15 Kommunen bei der Anlage naturnaher Grünflächen. Jede teilnehmende Kommune erhält eine Zuwendung in Höhe von 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, maximal 15.000 Euro.

Weitere Informationen sowie kurze Videos zum Projekt gibt es unter http://www.Naturnahdran.de.