Wartbergturm
Auch außerhalb der Kernstadt findet der Spaziergänger herrliche Plätze. Im Südosten sehen wir den Wartturm, der oberhalb der Stadt Künzelsau auf einem der Berggipfel steht. Er wurde 1488 erbaut. Damals befehdeten sich die zwei wichtigsten Geschlechter der Gegend, die Herren von Stetten und die Herren von Hohenlohe in der sogenannten „Tierberger Fehde“. Sie stritten sich um die Eigentumsrechte an der Burg Tierberg, mit der ein ausgedehntes Jagdrevier verbunden war. Hohenlohe behielt die Oberhand. Dies, allerdings auch vieles mehr, führte dazu, dass heute die Gegend auch allgemein als „Hohenloher Land“ bezeichnet wird.
Dieser Rundturm von etwa 3 m Durchmesser wurde in bestochenem Bruchsteinmauerwerk mit einzelnen Schlitzfenstern aufgeführt und in der Folgezeit – bis heute – mehrfach verändert. Der Wartbergturm diente zukünftig als Beobachtungsposten in die Ferne und wurde 1660 erhöht. Dabei waren es nicht nur militärische Zwecke, die das Bauwerk zu erfüllen hatte:
Im September 1785 kam es zu einem Besuch eines Ganerben in seinem Ort: Franz Ludwig von Erthal, Fürstbischof von Würzburg wurde festlich mit Musik empfangen. Dazu waren eigens Fremde, vier Musikanten und vier Tambours herbeordert worden, um das Musikkollegium – Vorgänger der Stadtkapelle - zu verstärken. Sechs Mann schleppten die Doppelhaken – Kanonengeschütze – hoch auf den Wartberg und blieben dort zwei Tage. Sie passten die genauen Augenblicke ab, um den an- und abreisenden Kirchenfürst mit Salutschüssen zu grüßen.
Ein in der Sage vorkommender unterirdischer Gang zwischen Turm und Schloss gehört wohl eher in die Märchenwelt. Der Künzelsauer Chronist weiß davon nichts zu berichten, auch dürfte der Gang – wenn er überhaupt existierte - spätestens mit dem Neubau des Schlosses ab 1679 abgegangen sein.
Ungefähr ab dem Jahre 1800 dienten Platz und Turm zur Naherholung. 1809 ist der Fachwerkaufbau hinuntergefallen. Nach privaten und bürgerlichen Spendensammelaktionen konnte der Bau 1833, 1886 und 1902 restauriert werden, zuletzt vom Verschönerungsverein. Dieser legte rund um die Stadt Aussichtsplätze und Schutzhütten auf.
1886 veröffentlichte ein Bürger im Kocher- und Jagstboten, der damaligen Tageszeitung:
„Ende September vorigen Jahres erlaubte ich mir, die Bewohner hiesiger Stadt um freiwillige Gaben zur Reparatur dieses stark in Verfall gewesenen Turms auf dem Wartberg, eines alten Wahrzeichens der nächsten Umgebung, anzugehen. Die bis jetzt gegebenen Beiträge belaufen sich auf 85 Mark 90 Pfennig.
Der Turm selbst ist vollständig ausgebessert, die Staffel mit einem starken Geländer versehen, ebenso ein zuführender Weg hergestellt; und in nächster Zeit werden innerhalb des Turmes Sitze sowie in unmittelbarer Nähe desselben und in halber Höhe des Berges Ruhebänke angebracht werden ... Da der ganze Aufwand jetzt ca. 170 Mark betragen wird, richte ich an die verehrlichen Einwohner wie auch an auswärts befindliche Künzelsauer die freundliche Bitte um Zuwendung weiterer Gaben ...“
1902 zur Neueinweihung:
„Verjüngt steht jetzt der alte Turm,
Der kühn getrotz der Zeiten Sturm.
Bei Feindesnahn zur Stadt hinab
Einst Wächterhorn das Zeichen gab,
Doch nun bei hellem Sonnenglanz
Grüsst froher Ruf, vom Zinnenkranz
Dem Blick des Wandrers sich enthüllt
Des Kocherthales lieblich Bild.“
Der Wartberg-Platz wurde im Rahmen des Künzelsauer Bürgerbudgets im Jahr 2021 vom Verein KÜSS – Künzelsauer Seniorinnen und Senioren saniert.