Mittendrin in der Welt, leidenschaftlich und eigenwillig: HAP Grieshaber (Helmut Andreas Paul, 1909–1981) gehört zu den bemerkenswertesten Künstlern der deutschen Nachkriegszeit. Das Ungefähre war nie seine Sache. Weder ästhetisch noch politisch. So erstaunt es nicht, dass dem gelernten Buchdrucker und studierten Grafiker eine grundlegende Neubestimmung des Holzschnitts gelingt. In diesem Medium kann er im Wortsinn Farbe bekennen: Schwarz oder Weiß, Sein oder Nichtsein, Materie oder Leere. Dabei knüpft er zunächst an expressionistische Traditionen des Holzschnitts an, geht aber auch weiter zurück bis zu dessen Ursprung in der altdeutschen Kunst. Grieshaber vergrößert den Holzschnitt mit handwerklicher Meisterschaft und macht ihn dem Wandbild ebenbürtig. Dabei gelingt es ihm, dem harten, kantigen Material auch ungewohnt zarte, lyrische Töne abzuringen, ohne die das Bild des großen Holzschneiders unvollkommen wäre.
Die Hirschwirtscheuer Künzelsau zeigt über 50 Werke von HAP Grieshaber aus dem Bestand der Sammlung Würth. Das Haus widmet sich seit seiner Eröffnung 1989 der Bewahrung des Erbes der Künzelsauer Künstlerfamilie Sommer und setzt es in kontrastreiche Wechselbeziehungen zur zeitgenössischen Kunst – wie geschaffen für HAP Grieshaber, der ganz bewusst die handwerkliche und politische Tradition der Holzschneider wiederbelebt hat, um in ihrem Medium aktuelle gesellschaftliche Fragen seiner Zeit zeichenhaft reduziert in den Fokus zu rücken.
Geöffnet Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen, 11-17 Uhr, Eintritt frei