Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Schüler gestalten Stadtpolitik: Aktionstage "Schule trifft Rathaus" in Künzelsau

Bürgermeister Neumann im Dialog mit Schülern: Nahverkehr und lokale Angebote im Fokus

Schülerinnen und Schüler im Rathaus Künzelsau. Foto: Stadtverwaltung Künzelsau

So schnell konnte Bürgermeister Stefan Neumann gar nicht mitschreiben angesichts der vielen Arme, die sich in die Höhe reckten für eine Wortmeldung. Nach fast drei Stunden politischen Unterrichts über Grundlagen der Kommunalpolitik ist es im großen Sitzungssaal des Künzelsauer Rathauses noch einmal lebendig geworden. Beim Gespräch mit dem Rathauschef zum Abschluss des von der Landeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der Stadt Künzelsau veranstalteten Aktionstage „Schule trifft Rathaus“ ging es unter anderem um den öffentlichen Nahverkehr. Dass da nicht alles rund läuft, musste auch Neumann zugestehen. Zu Gast in der Verwaltungszentrale waren zum Abschluss der in diesem Jahr vierteiligen Reihe "Schule trifft Rathaus" Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 des Ganerben-Gymnasiums. Daneben war die Georg-Wagner-Schule ebenfalls mit Schülern der 8. Klassen beteiligt.

Vor dem Hintergrund der vielen Beschwerden der 34 jungen Leute über ausgefallene Busse, nicht angesteuerte Haltestellen oder ungeschickte Abfahrtszeiten versprach Neumann, mit den Verantwortlichen des Hohenloher Nahverkehrs zu sprechen, forderte die Betroffenen aber auch auf, sich direkt bei den Verkehrsbetrieben zu beschweren. Eine wichtige Forderung der Klasse war, kleinere Ortschaften besser in das Busnetz einzubinden.

Natürlich wollten die Gäste auch Persönliches vom Bürgermeister wissen. Wie anstrengend der Job denn sei, wurde gefragt. Das sei das falsche Wort, sagte Neumann. Er empfindet ihn als fordernd. Auf jeden Fall müsse man Menschen mögen, fügte er hinzu. Und auf jeden Fall sei es kein Job mit festen Arbeitszeiten zwischen 9 und 17 Uhr. Ob er da noch Spaß am Job habe, wurde er gefragt. Das bejahte Neumann uneingeschränkt. Schließlich sei der Beruf des Bürgermeisters nicht nur herausfordernd, sondern auch spannend. Vor allem könne man viel gestalten.

Wie denn Entscheidungen getroffen würden, fragten die Schüler. Meist gemeinsam mit den verschiedenen Ämtern und natürlich bei grundlegenden Dingen mit dem Gemeinderat im Rahmen eines Abwägungsprozesses, antwortete Neumann.

Die Schülerinnen und Schüler konnten dem Bürgermeister auch ihre Wünsche und Ideen für die Stadt vortragen. Neben einem besseren öffentlichen Nahverkehr stand ganz oben auf der Liste, dass es mehr Läden und Lokale gibt, vor allem auch für junge Leute. Die Achtklässler dachten dabei vor allem an populäre Mode- oder Kaffeeketten oder ein größeres Einkaufszentrum. Zusammen mit besseren öffentlichen Verkehrsverbindungen würde dies die Innenstadt nach Ansicht der Jugendlichen deutlich beleben. Bisher müsse man dafür weit fahren, klagte die Klasse.

Neumann räumte ein, dass es schon entsprechende Gespräche gegeben habe. Diese seien nicht zuletzt deshalb erfolglos geblieben, weil Künzelsau kein so großer Markt sei. Für ausgeschlossen hält er einen Erfolg künftig aber nicht. Er verwies darauf, dass das Besondere an Künzelsau die vielen kleinen Läden seien und die Kommune deshalb auch als gründungsfreundlichstes Mittelzentrum ausgezeichnet wurde.

Ein weiteres Anliegen hatte die Klasse noch: Sie wünscht sich einen Grünzug und fordert eine sinnvolle Nutzung der Flächen. Es sollte nicht alles überbaut werden, sondern genug für landwirtschaftliche Nutzung übrigbleiben. Diese Ideen haben selbst die Vertreterinnen der Landeszentrale als ungewöhnlich und besonders empfunden. So hätten sie das bisher noch nie gehört, räumten Leonie Zucker und Franziska Stauss ein. Auch Neumann zeigte sich beeindruckt. Er verwies darauf, dass die Stadt gerade dabei sei, einen Grünzug auf den Wertwiesen auszuweisen. Und beim Bauen sei es nicht nur wichtig, genügend Grün ins Neubaugebiet zu bringen, sondern auch Wert auf mehrgeschossige Gebäude zu legen.

Zum fünften Mal hat die Reihe „Schule trifft Rathaus“ in Künzelsau stattgefunden. Das Resumee war durchweg positiv. Die 15 Jahre alte Sheyma Sidikir und die 13-jährge Svetlana Vlajkovic fanden besonders gut, „dass man seine Meinung sagen kann“. Und der 14 Jahre alte Till Metzler lobte das „coole Design“ des Ratssaals, in dem der Gemeinderat regelmäßig tagt. „Das werden wir auf jeden Fall beibehalten“, bekräftigt Julia Knobel, stellvertretende Hauptamtsleiterin und verantwortliche Fachbereichsleitung für die kommunalen Schulen. „Wir hören dabei auch, wo bei den jungen Leuten der Schuh drückt“. Auch die Rückmeldungen der Schulen seien positiv, ergänzt sie. Und Stefan Schach, stellvertretender Schulleiter des Ganerbengymnasiums, ist angetan davon, „wie konzentriert die Schülerinnen und Schüler bei der Sache sind“.

Die Aktionstage "Schule trifft Rathaus" will nach Angaben der Landeszentrale für politische Bildung nicht nur das Wissen festigen, das bereits laut Bildungsplan im Unterricht erworben wurde. Vielmehr sollen den Jugendlichen Wege aufgezeigt werden, um ihre Gemeinde mitzugestalten. Sie sammeln dazu Ideen und diskutieren im Anschluss mit ihrem jeweiligen Stadtoberhaupt über Möglichkeiten der Umsetzung. Dabei lernen sie Beteiligungsmöglichkeiten in ihrer Stadt kennen.