Automatisierter Bürgershuttle ab Sommer 2021 auf Teststrecke unterwegs
Pilotprojekt autonomes Fahren mit E-Kleinbus in Künzelsau
Mit dem Förderaufruf „Kooperative Mobilitätskonzepte im ländlichen Raum“ unter der Frage „Wie lassen sich bürgerschaftliche oder unternehmerische Sharing-Konzepte durch Autohäuser, Autowerkstätten und Autohändler professionell unterstützen?“ wurde der Grundstein für die zukünftige Mobilitätsentwicklung in Künzelsau gelegt. Demnach soll ein automatisierter E-Shuttle die klassischen Mobilitätsangebote in Künzelsau ergänzen. „Es ist sehr erfreulich, dass ein so innovatives Mobilitätsprojekt in Künzelsau umgesetzt wird. Ich bin allen beteiligten Akteuren sehr dankbar“, so Bürgermeister Stefan Neumann.
Nach dem Projektkickoff im vergangenen September haben sich die verschiedenen Projektpartner intensiv mit ihren jeweiligen Aufgabengebieten befasst. Zu den Beteiligten zählen die hfcon GmbH & Co. KG, die Stegmaier Nutzfahrzeuge GmbH, die Emm! solutions GmbH, die Stadtverwaltung Künzelsau, die Residenz Schloß Stetten sowie die Hochschule Heilbronn. Ungefähr alle sechs Wochen wurden die Fortschritte des Projektes in großer Runde besprochen.
Umrüstung, Zulassung und Übergabe des Fahrzeugs
Das Fahrzeug, ein umgebauter MAN eTGE, wurde bestellt und für den Personentransport zugelassen. Gespräche und Abstimmungen mit dem Kraftfahrtbundesamt in Flensburg und dem TÜV SÜD in Bezug auf die Zulassung des Fahrzeugs im automatisierten Betrieb wurden von Emm! solutions geführt und das Vorgehen für den Zulassungsprozess festgelegt.
Im Fahrzeug wurde eine elektrische Schiebetür und eine Trittstufe verbaut. Die Umrüstung des automatisierten Transports für acht Personen erfolgt durch die Firma Stegmaier. Der Sicherheitsfahrer kann jederzeit auf die manuellen Fahrfunktionen zugreifen und damit das automatisierte Fahren beenden. Ende März wurde das Fahrzeug offiziell von Würth Leasing an die Firma Stegmaier zum Umbau übergeben. „Wir wünschen allen Projektpartnern schon heute viel Erfolg und freuen uns, unser Leasingobjekt live vor Ort in der Residenz Schloß Stetten testen zu können“, so Martin Steeb, Projektverantwortlicher bei der Würth Leasing.
Teststrecke auf dem Gelände der Seniorenresidenz Schloß Stetten
Die 1.400 Meter lange Teststrecke mit sechs Haltestellen befindet sich auf dem Gelände der Seniorenresidenz Schloß Stetten. Hier wird das Fahrzeug ab Sommer 2021 den automatisierten Regelbetrieb erproben. In diesen Tagen beginnen die Fahrbahnverbreiterung und die Installation der Ladesäule. Geplant ist, dass die Bewohnerinnen und Bewohner per Knopfdruck an den Haltestellen und telefonisch von ihren Wohnungen einen Fahrauftrag aufgeben können. Durch die Verortung des Telefons wird die nächstgelegene Haltestelle zugeordnet, an dem die Fahrgäste abgeholt werden können. Die 300 Seniorinnen und Senioren haben so die Möglichkeit, automatisiert von ihren Wohnungen zum Essen, Schwimmbad, zur Bibliothek oder zum Gesundheitscampus auf dem Residenz-Gelände zu fahren. Auch Personen, die den öffentlichen Nahverkehr rund um Künzelsau nutzen, können von der NVH-Haltestelle in Schloß Stetten mit dem autonom fahrenden Bus zum Eingang des Gesundheitscampus gelangen.
Im weiteren Verlauf der Projektumsetzung wird das Shuttle im manuellen Betrieb mit Sicherheitsfahrer, ebenfalls in der Innenstadt von Künzelsau unterwegs sein, um zum Beispiel die Integration von Lieferservices und die Entlastung der Parkplatzsituation am Campus Künzelsau zu erproben.
Die Stadtverwaltung Künzelsau hat gemeinsam mit der hfcon GmbH & Co. KG und Studierenden der Hochschule Heilbronn, Reinhold-Würth Hochschule, Campus Künzelsau einen Nutzerfragebogen entwickelt und abgestimmt. Dieser Fragebogen soll das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung und der Bewohnerinnen und Bewohner in Schloß Stetten analysieren. Die Nutzung des automatisierten Bürgershuttles ist für jeden kostenlos. Die Leitung des Gesamtprojektes, und somit auch die Leitstellenkoordination, wird von Emm! solutions übernommen. Die Fahrstrecke auf Schloß Stetten wurde bereits mit Hilfe eines Forschungsfahrzeuges aufgezeichnet und zu einer Karte zusammengesetzt, welche für den späteren Fahrbetrieb als Referenz zur Lokalisierung des Fahrzeuges benötigt wird.
Weitere Planungen
Die Hochschule Heilbronn hat mit Emm! solutions das Konzept für die E/E-Architektur und die entsprechenden Hardwarekomponenten erstellt. Auch mit der Implementierung des Softwarearchitekturkonzeptes wurde begonnen. In der weiteren Planung baut die Hochschule Heilbronn die Simulationsumgebung zur virtuellen Testung der Software aus. Die Firma Stegmaier hat in Kooperation mit der Hochschule Heilbronn die Pläne zum Anbau der Sensoren erhalten und beginnt nun mit dem Einbau. Ein weiterer wichtiger Baustein ist das Sicherheitskonzept, mit dem ebenfalls begonnen wurde.