Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine kann auf unterschiedliche Weise geleistet werden
„Wir wollen die Menschen bei uns aufnehmen und müssen handeln“
Seit Kriegsausbruch in der Ukraine haben auch in Künzelsau von dort geflüchtete Menschen Zuflucht gefunden und es kommen täglich dazu. „Es ist vieles im Fluss und die Abläufe werden der Lage entsprechend sukzessive angepasst und ausgebaut. Der Krisenstab tagt regelmäßig“, blickt Bürgermeister Stefan Neumann auf die Lage. Das Integrationsteam bei der Stadtverwaltung betreut die Geflüchteten, ist behilflich bei den Behördengängen und beschafft Wohnraum. „Wir wollen die Menschen bei uns aufnehmen, müssen handeln und gehen davon aus, dass uns auch der Bund und das Land helfen“, so Bürgermeister Stefan Neumann. „Wie viele Menschen noch Zuflucht bei uns suchen und wie lange sie bleiben, kann heute niemand vorhersagen. Deshalb mieten wir auch auf Vorrat Wohnraum an. Es gilt also weiter: Melden Sie sich bei uns, falls Sie Menschen Wohnraum bieten können. Dafür sage ich allen herzlichen Dank, ebenso für die bereits eingegangenen ersten Geldspenden. Beides wird gebraucht.“
Nahezu in allen Bereichen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit den Neuankömmlingen befasst. Möglichst rasch an ihrer Ankunft in Künzelsau sollten sich die Menschen im Bürgerbüro (Einwohnermeldeamt) im Rathaus in Künzelsau anmelden. Dafür müssen die Geflüchteten persönlich erscheinen und Unterlagen mitbringen, aus denen sich ihre persönlichen Daten, der Personenstand ergeben. Das sollte im Idealfall ein Pass oder Ausweis und die Wohnungsgeberbestätigung sein. Sollten diese nicht vorliegen, werden Geburts- oder Heiratsurkunden benötigt. Der Leiter des Bürgerbüros Marco Jungbauer lobt die geflüchteten Ukrainer, die sich bisher bei ihm und seinem Team im Bürgerbüro angemeldet haben: „Sie sind sehr vorbildlich und haben in der Regel die für eine Anmeldung erforderlichen Personenstandsurkunden dabei. Falls nicht, bringen sie das Fehlende schnell im Anschluss vorbei. Meistens ist jemand dabei, der übersetzen kann. Ist das nicht der Fall, können wir unsere Kollegin Ilona Nies dazu holen. Sie ist in der Ukraine geboren und lebt schon mehrere Jahre in Künzelsau. Die Sprachbarriere konnten wir so bisher sehr gut überwinden.“
Bei der Anmeldung bekommen die Geflüchteten Informationen über das Asylverfahren, Covid-Impfangebote und die Stadt allgemein. Die wichtigsten Formulare hat die Stadtverwaltung ins Ukrainische übersetzen lassen. Im Durchschnitt rechnet Marco Jungbauer 20 Minuten für den Anmeldevorgang einer Person, bei Familienangehörigen geht es dann etwas schneller. Aber das ist jeweils ein individueller Vorgang und der Zeitaufwand lässt sich nur schwer verallgemeinern.
Dann wird wieder das Integrationsteam aktiv und klärt Fragen der Unterbringung sowie überhaupt des Aufenthalts und meldet die Daten der Geflüchteten an das Landratsamt (Registrierung). Diese Meldung ist die Voraussetzung für die Gewährung von staatlichen Leistungen für die Geflüchteten und auch für die Stadtverwaltung.
Haben die Geflüchteten keine Unterkunft bei Freunden oder Verwandten, werden sie bisher in städtischen Gebäuden oder extra dafür angemieteten Wohnräumen und Wohnungen untergebracht. Das sind teils möblierte Unterkünfte, teils muss der Hausstand beschafft und zur Verfügung gestellt werden. Dafür werden auch Gegenstände verwendet, die auf den verschiedenen Online-Portalen zum Verschenken angeboten werden. Was darüber hinaus noch fehlt, muss regulär gekauft werden. Dafür werden die Spenden ebenfalls benötigt. Das Integrationsteam kümmert sich zunächst um wirklich alle Dinge und Formalitäten, die zum Start der Menschen in Künzelsau notwendig sind. Das geht von der Anmeldung des neuen Hausstandes bei der Abfallentsorgung bis zur Vermittlung von ärztlicher Versorgung und Beschaffung von erforderlichen Medikamenten. Für die Geflüchteten sind die Behandlungen bei niedergelassenen Ärzten und im Krankenhaus zunächst kostenfrei möglich.
„Was wir für die Kinder tun können …“
„Mit den Schulen, dem Schulamt und dem Regierungspräsidium klopfen wir die Kapazitäten an unseren städtischen Schulen ab“, sagt Bürgermeister Stefan Neumann. Marion Hannig-Dümmler, stellvertretende Hauptamtsleiterin und Leiterin des Integrationsteams, ergänzt: „Zunächst möchten wir eine gute Übergangssituation schaffen, die Menschen ankommen lassen und auf eine längerfristige Lösung hinarbeiten. Es ist aus unserer Sicht pädagogisch nicht sinnvoll, die geflüchteten Kleinkinder jetzt sofort einer zusätzlichen Trennungssituation auszusetzen.“
Im Aufbau sind bereits Angebote wie Eltern-Kind-Gruppen und ähnliches, die möglichst nah am Wohnort der Menschen sind und zeitnah soziale Kontakte bieten. „Mit sozialen Trägern, unseren Ortsvorständen und Vereinen suchen wir nach Lösungen, generell Kontakte zu ermöglichen - nicht nur für Geflüchtete, sondern jetzt nach den langen Corona-Einschränkungen für alle Einwohnerinnen und Einwohner aller Altersgruppen“, erklärt Marion Hannig-Dümmler. Wer hier ehrenamtlich mitwirken möchte, kann sich gerne bei der Stadtverwaltung melden oder auf der städtischen Homepage in die Ehrenamtsbörse eintragen.
Kindergartenkinder über Onlineportal „Little Bird“ anmelden
In der vergangenen Woche wurden die Träger vom Kommunalverband für Jugend und Soziales informiert, dass ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kleinkinder vom Land Baden-Württemberg erklärt wird und somit die Plätze wie für alle anderen Eltern auch, nach Reservierungsanfrage vergeben werden. „Das ist für uns in Künzelsau, wie für vermutlich viele andere Städte im Land, eine große Herausforderung, weil wir schon jetzt für einzelne Kitas Warteliste haben“, so Bürgermeister Stefan Neumann. Wenn ukrainische Eltern einen Betreuungsplatz in einer Einrichtung in Künzelsau haben möchten, ist es wichtig, dass sie ihre Kinder, wie alle anderen Eltern, über das Onlineportal 'Little Bird‘ anmelden.
Schulen nehmen bereits Kinder auf
Unterricht für die geflüchteten Schülerinnen und Schüler findet unterschiedlich statt: Online von Lehrerinnen und Lehrern, die von der Ukraine aus übers Internet unterrichten, oder in regulären Klassen in Künzelsauer Schulen. Haben die Kinder keine geeigneten Geräte und Möglichkeiten, bietet beispielsweise die Georg-Wagner-Schule sowohl Tablets oder Laptops sowie Räume in der Schule für die Teilnahme am Fernunterricht an. Aber auch am regulären Unterricht können die Kinder in den Künzelsauer Schulen teilnehmen. Welche Variante oder, ob vielleicht sogar die Kombination beider Angebote im Einzelfall sinnvoll ist, das besprechen die Pädagogen der Schule mit den Eltern. Eigens dafür findet einmal in der Woche ein „Aufnahmetag“ statt. Bisher nehmen in der Georg-Wagner-Schule und in der Grundschule Taläcker ukrainische Kinder am Unterricht teil. Um das alles zu unterstützen, wurde und wird die Schulsozialarbeit verstärkt und dafür auch pensionierte Kräfte vorübergehend wieder an die Schule geholt.
Wie viel Mehrarbeit das alles insgesamt bedeutet, lässt sich nicht konkret darstellen – zumindest jetzt noch nicht. „Bisher haben wir das Integrationsteam mit Ilona Nies verstärkt, die als gebürtige Ukrainerin sowohl den Geflüchteten wie auch unserem Team mit Rat und Tat zur Seite steht“, erklärt Bürgermeister Stefan Neumann. „Im Moment behelfen wir uns überwiegend noch, in dem wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ämterübergreifend einsetzen. Manches kann auch durch Ehrenamtliche abgefangen werden. Deshalb sind wir auch in Kontakt mit den sozialen Trägern in unserer Stadt und haben von dort dankenswerter Weise positive Rückmeldungen und Unterstützungsangebote bekommen. Wir beobachten die Lage und handeln, wo Bedarf ist“, so Bürgermeister Stefan Neumann.
Bei der Betreuung der Geflüchteten sind momentan sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv, die in Voll- und Teilzeit beschäftigt sind. Sie haben bei der Stadtverwaltung neben der Betreuung der Geflüchteten auch noch andere Aufgabenschwerpunkte. Ähnlich verhält es sich im Bürgerbüro. Dort sind sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit erste Anlaufstelle für alle Menschen, die etwas im Rathaus zu erledigen haben.
„Seit Kriegsausbruch sind 217 Menschen, darunter rund 40 Schulkinder (Stand 13.04.2022, 9 Uhr) aus der Ukraine in Künzelsau angekommen und haben sich im Bürgerbüro angemeldet. Täglich kommen zehn bis 15 Personen dazu.„Aktuell wurden bereits 50 Personen in weiteren Räumen untergebracht, die wir angemietet haben“, so Julia Knobel, stellvertretende Hauptamtsleiterin und zuständig für Flüchtlingsunterkünfte. „Für weitere 17 Personen besichtigen wir gerade Wohnungen und bereiten die Mietverträge vor, sodass diese in den kommenden Tagen ebenfalls in Räumlichkeiten untergebracht werden können, die von der Stadtverwaltung angemietet werden.“ Mietarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Hauptamt und der Stadtkämmerei arbeiten hier Hand in Hand zusammen.“
Für alle Kosten, die im Zusammenhang mit der Unterbringung der Geflüchteten aus der Ukraine entstehen, wurde extra eine Kostenstelle angelegt. Wie sich Bund und Land daran beteiligen, lässt sich zurzeit ebenso wenig konkret abschätzen, wie die Summe all‘ dessen, was noch auf die Kommunen zukommt.
Sich treffen, kennenlernen und austauschen
Treffpunkt Sandkastenplatz
Am Dienstag, 26. April 2022 bietet Ilona Nies für interessierte Ukrainerinnen und Ukrainer, egal welchen Alters, mit und ohne Kinder, einen Treffpunkt Sandkastenplatz im Innenhof des Rathauses, Stuttgarter Straße 7 in Künzelsau an. Von 10.30 bis 12.00 Uhr können dort Kontakte und Informationen zur möglichen Freizeitgestaltung und neuer Angebote von und mit Geflüchteten mit Kontakt zum Gemeinwesen der Umgebung geplant werden. Um vorherige Anmeldung wird gebeten. Ilona.nies@kuenzelsau.de .
Elternfrühstück im Bürgertreff
Donnerstags von 8 bis 11 Uhr stehen die Türen des Bürgertreffs im Stadtteil Taläcker offen für Eltern und Großeltern. Beim „Elternfrühstück“ entsteht zwanglos Kontakt zwischen Eltern und Familien. Sowohl Einheimische wie erst seit kurzem in Künzelsau lebende Eltern sind herzlich willkommen. Es gibt Tipps wie man zum Beispiel dem Alltag mehr Spaß abgewinnen oder Stress reduzieren kann. Es dient als Orientierungshilfe im Erleben und Gestalten der Alltagsplanung von Eltern und ihren Kindern. Hierzu gehören Angebote der Beratung und Bildung für Eltern und Kinder sowie Angebote zur Entspannung und Erholung. Ob Eltern- und Großeltern aus dem Stadtteil Taläcker oder aus dem Stadtgebiet Künzelsau und Teilorte – die Besucher sind bunt gemischt. Wer auch gerne einmal beim „Elternfrühstück“ dabei sein möchte, kann einfach zu den genannten Öffnungszeiten vorbeikommen oder sich bei Anneliese Scholz, anneliese.scholz@kuenzelsau.de informieren. Neue Besucher sind herzlich willkommen.
Wer helfen will, kann das auf unterschiedliche Weise tun
Angebote von Wohnraum in Künzelsau und den Stadtteilen nimmt Julia Knobel, stellvertretende Hauptamtsleiterin entgegen. „Das dürfen ganze Gebäude, Wohnungen oder einzelne Zimmer sein.“ Kontakt: Julia Knobel, Telefon 07940 129-114, E-Mail info@kuenzelsau.de .
Damit die Stadtverwaltung Künzelsau gute Rahmenbedingungen schaffen und die Versorgung der Geflüchteten bestmöglich organisieren kann, sind Geldspenden willkommen. Wer helfen möchte, kann das auch auf diesem Weg tun und wird gebeten, folgende Daten auf der Spendenüberweisung anzugeben:
Vollständige Adresse der Spenderin, des Spenders
Empfänger: Stadtverwaltung Künzelsau
Verwendungszweck: „Hilfe für ukrainische Geflüchtete in Künzelsau“
IBAN: DE02 6225 1550 0005 0018 08
BIC: SOLADES1KUN, Sparkasse Hohenlohekreis
Eine Spendenbescheinigung kann von der Stadtverwaltung ausgestellt werden. Das Geld wird verwendet für Dinge des täglichen Bedarfs, Lebensmittel und die Unterbringung der Geflüchteten generell.
Wer ehrenamtlich unterstützen möchte, kann sich online anmelden in der Ehrenamtsbörse auf der städtischen Homepage:
https://kuenzelsau.de/,Lde/kampagnen/ehrenamtsboerse
Angesichts der großen Sachspendenbereitschaft verweist die Stadtverwaltung Künzelsau auf die Nutzung von verschiedenen Marktportalen – online und print. Dort kann direkt zu Verschenkendes gepostet und von Interessierten angefragt werden.