Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Nach fünf Jahrhunderten soll es wieder Burgfriedenssteine geben

Wolfgang von Stetten will in Stein gemeißelte Zeichen der Erinnerung setzen

Ein alter Burgfriedensstein steht auf dem Friedhof in Künzelsau.

Sie stehen für jahrhundertelangen Frieden in Künzelsau: die Burgfriedenssteine. Nach mehr als fünf Jahrhunderten hat sich Wolfgang von Stetten entschlossen, diese bedeutenden Zeugen der Vergangenheit nachbilden zu lassen, bevor der Anlass für ihre Aufstellung völlig in Vergessenheit gerät. Grund war nämlich der Burgfriedensvertrag. Vor 530 Jahren, am 10. Mai 1493, ist nämlich mit ihm eine der wichtigsten Vereinbarungen in der Geschichte von Künzelsau besiegelt worden ist. Daran waren die Herren von Schloss Stetten maßgeblich beteiligt. Den Bezirk, in dem dieser Frieden Gültigkeit hatte, markierten die so genannten Burgfriedenssteine. Nun sollen die Steine als dauerhafte Erinnerung mit Zustimmung der Stadt rekonstruiert und wieder aufgestellt werden.

Der Burgfriedensvertragsbezirk wurde festgelegt mit vier Burgfriedenssteinen, die jeweils die Wappen der Herren von Stetten, der Grafen von Hohenlohe, der Reichsstadt Hall und des Erzbischofs von Mainz trugen. Diese Steine sind in den Jahrhunderten verwittert oder abhandengekommen. Ein Stein steht noch auf dem Künzelsauer Friedhof, ein anderer in Schloss Stetten.

Die ersten zwei Sandsteinblöcke liegen schon bei Steinhauer Georg Stier in Hermuthausen bereit. An den vier Seiten werden die Wappen der damaligen Vertragspartner angebracht. Die Stadtverwaltung hat zugestimmt, dass die Grenzsteine nach Fertigstellung im Gedenkjahr dort aufgestellt werden, wo sie früher standen. Das war an den Zugangsstraßen nach Künzelsau - an der Gaisbacher, der Morsbacher und der Amrichshäuser Straße sowie am Zollstock. Der Startschuss für die historische Initiative ist in der Werkstatt von Stier gefallen im Beisein von Bürgermeister Stefan Neumann.

3 Herren stehen hinter einen Steinblock
Steinmetz Georg Stier, links, fertigt die Burgfriedenssteine neu. Der Startschuss für die historische Initiative ist in seiner Werkstatt gefallen, im Beisein von Bürgermeister Stefan Neumann und Wolfgang von Stetten, rechts. Fotos Rainer Lang.

Künzelsau war ein Ganerbendorf, das heißt mehrere Eigentümer teilten sich sieben Anteile. Zunächst waren das die Herren von Künzelsau und die Herren von Bartenau. Im Laufe der Zeit kauften und erbten die Ritter von Stetten vier Anteile und waren damit lange größter Anteilseigner. Um die Macht gab es immer wieder Streit zwischen den Herren von Hohenlohe und den Rittern von Stetten.

Hohenlohe versuchte Rechte von Künzelsau in ihre Residenzstadt Ingelfingen zu ziehen. Dagegen wehrte sich Stetten mit den Bürgern von Künzelsau. So wurde Künzelsau auch in die Tierberger Fehde von 1474 bis 1491 zwischen den Grafen von Hohenlohe und den Rittern von Stetten einbezogen. In Künzelsau erschallte der Ruf „Hi Stetten“, aus Ingelfingen schallte es zurück „Hi Hohenlohe“. In diese Phase fiel der Verkauf des Anteils von Kilian von Stetten an den Erzbischof Berthold von Mainz. Für Wolfgang von Stetten „ein kluger Schachzug, denn man hatte einen guten Bundesgenossen gefunden“.

Der Erfolg war die Unterzeichnung eines Burgfriedensvertrages am 10. Mai 1493 in Amorbach durch Erzbischof Berthold von Mainz, Graf Krafft VI von Hohenlohe, den Bürgermeister der Reichsstadt Hall sowie acht Ritter von Stetten. Die wichtigste Regel war, dass sich die Ganerben verpflichteten, Künzelsau aus allen Streitigkeiten, Kriegen oder Fehden herauszuhalten, wenn eine der Parteien beteiligt war. Damit war Künzelsau über 300 Jahre frei von Kriegsbeteiligungen.