Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Waldenburg als Mitglied in Abwasserzweckverband aufgenommen

Klares Votum für eine neue Großkläranlage – Knapp sieben Millionen für weitere Planungskosten vorgesehen im Haushaltsplan

Vier Herren stehen nebeneinander
Die Bürgermeister der beteiligten Kommunen von rechts: Bernd Herzog von Waldenburg, Michael Bauer von Ingelfingen, Christoph Spieles von Kupferzell und Stefan Neumann von Künzelsau.

Der formale Beschluss hat noch gefehlt. Einstimmig ist in der letzten Sitzung des vor gut zwei Jahren gegründeten Abwasserzweckverbands Hohenlohe – Kochertal Waldenburg als viertes Mitglied in die interkommunale Zweckgemeinschaft aufgenommen worden. „Für uns ist es ein wichtiger Schritt“, betonte Waldenburgs Bürgermeister Bernd Herzog am Rande der Sitzung, an der er noch auf der Zuhörerbank Platz nehmen musste. „Der Betrieb kleiner Anlagen lohnt sich nicht mehr angesichts steigender Kosten und strikteren gesetzlichen Anforderungen“. Außerdem stellten die Vertreter der drei Gründungskommunen Künzelsau, Kupferzell und Ingelfingen die Weichen für eine gemeinsame Großkläranlage, deren endgültiger Standort noch nicht feststeht. „Die Gründung des Abwasserzweckverbandes markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung Effizienz, Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit für unsere vier Kommunen. Durch die interkommunale Kläranlage können wir unsere Ressourcen bündeln, Kosten senken und die Umwelt schützen. Gemeinsam können wir eine moderne, leistungsfähige Anlage betreiben, die eine sehr gute Abwasserreinigung gewährleistet und den Bedürfnissen unserer Kommunen gerecht wird“, blickt Bürgermeister Stefan Neumann auf die Zusammenarbeit.

Beim aktuellen Sachstandsbericht wurde deutlich, dass der Rahmenterminplan angepasst werden muss. Läuft alles nach den Vorstellungen der Beteiligten und dem aktuellen Rahmenterminplan, könnte die Anlage voraussichtlich in sechs bis acht Jahren in Betrieb gehen. Die Vorplanungen werden voraussichtlich noch das ganze Jahr 2023 in Anspruch nehmen. Verzögerungen habe es aufgrund von noch nicht klar definierten Rahmenbedingungen auch bei der Grundlagenermittlung gegeben, hieß es. Klar ist, dass die tatsächliche aktuelle Belastung der Kläranlagen mit der Berücksichtigung von Waldenburg bei 56.000 Einwohnerwerten liegt. Die aktuelle Ausbaugröße ist jedoch nur für zirka 43.000 Einwohnerwerte vorgesehen. Bei Waldenburg wird aktuell mit zirka 10.000 Einwohnerwerten gerechnet. Einbezogen in diese Größen sind nicht nur Abwasserbelastungen durch die Haushalte, sondern auch die Abwasserbelastung durch Industrien und Gewerbe. Für die Zukunft gelte es nun, den Ist-Zustand mit den Prognosen zusammenzuführen. Diese werden anhand der Entwicklung der Orte auf Basis der Flächennutzungspläne erstellt.

Blick in den Sitzungssaal. Die Sitzungsteilnehmer sitzen an drei Bögen.
Waldenburg, Kupferzell, Ingelfingen und Künzelsau sind auf dem Weg zu einer gemeinsamen Großkläranlage. Der Abwasserzweckverband stellt die Weichen dafür in seiner letzten Sitzung im Rathaus Künzelsau. Fotos Rainer Lang.

Kläranlagen Diebach und Eberstal werden angebunden

Beschlossen wurde auch, dass die Kläranlagen Diebach und Eberstal an die geplante Großkläranlage des Abwasserzweckverbands Hohenlohe – Kochertal angeschlossen werden sollen. Der erste Entwurf für die entsprechenden Leitungstrassen ist bereits erstellt worden, muss jedoch noch final unter anderem mit dem Landratsamt Hohenlohekreis abgestimmt werden. Ein Anschluss der beiden Kläranlagen an die geplante Gemeinschaftskläranlage „Unteres Kochertal“ der Kommunen Niedernhall, Weißbach und Forchtenberg – ist nicht möglich, weil die dortige Anlage aus Kapazitätsgründen nicht entsprechend groß geplant werden kann.

Ein Standort für die neue Anlage

Ein klares Votum fiel auch für eine Großkläranlage und gegen die Variante mit zwei Standorten in Künzelsau und Kupferzell. Die Kostenunterschiede sind gravierend. Bei einem Hauptklärwerk ist mit Jahreskosten in Höhe von zirka sieben Millionen Euro brutto zu rechnen. Zwei Standorte schlagen dagegen mit zirka 8,5 Millionen zu Buche. Auch bei den Gesamtkosten ist die Differenz gravierend. Die Versammlung entschied sich daher klar für die kostengünstigere Lösung einer Großkläranlage. Deren genauer Standort ist noch nicht klar. Aktuell ist der Bereich zwischen dem Nagelsberger Sportplatz und dem Umspannwerk der EnBW vorgesehen.

Hintergrund, Zahlen, Daten, Fakten, …:

Bei der Bewertung der Gesamtkosten der neu zu bauenden Großkläranlage haben die Planer auf einen Betriebszeitraum, einen Gesamtzyklus, der Großkläranlage von 60 Jahren geblickt und daraus den Projektkostenbarwert (PKBW) ermittelt. Dort werden die gesamten Projektkosten auf einen gemeinsamen heutigen Bezugszeitpunkt mit dem heutigen Wert des Geldes umgerechnet. Ebenso werden voraussichtliche Investitionskosten, prognostizierte Personalkosten, Energiekosten sowie sonstige Betriebskosten und turnusmäßige Erneuerungen im PKBW für diesen gesamten 60-jährigen Betriebszeitraumberücksichtigt.
 
Die neue Anlage soll auch mit einer vierten Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination ausgestattet werden. Für die Förderung einer verpflichtenden Machbarkeitsstudie liegt jetzt die Zusage vom Land vor. Damit werden 50 Prozent der anfallenden Kosten in Höhe von 46.000 Euro brutto übernommen. In der Studie geht es darum, das am besten geeignete Verfahren zur Elimination der Spurenstoffe zu ermitteln.
 
Nach groben Kostenschätzungen liegen die Investitionskosten für die neue Großkläranlage zwischen 50 und 60 Millionen Euro.
 
Zum Abschluss der Sitzung wurde der Haushaltsplan verabschiedet. In den kommenden vier Jahren sind 6,7 Millionen für die anfallenden Planungskosten eingestellt.