„Wer jetzt durch die Stadt läuft, kann nicht mehr erahnen, wie stark Künzelsau betroffen war“
Fünf Jahre nach dem Unwetter in Künzelsau / Konzept für Schutzmaßnahmen wird umgesetzt
Das Unwetter am 29. Mai 2016 hat in Künzelsau und der Umgebung große Schäden angerichtet. Die Künzelsauer Innenstadt, aber auch Stadtteile auf der Höhe wurden von Wassermassen des Starkregens überflutet. Fünf Jahre später sind die meisten Schäden behoben und Maßnahmen, die vor solchen Wetterereignissen schützen, bereits umgesetzt und noch geplant.
Künzelsau war schwer getroffen
Die Feuerwache und das Alte Rathaus standen, wie viele andere private und städtische Gebäude in der Innenstadt, unter Wasser. Im Dezember 2019 konnte das generalsanierte Alte Rathaus eingeweiht werden. Im Wahrzeichen der Stadt ist eine moderne Stadtbücherei mit Bürgerräumen entstanden. Die Kosten von rund 1,3 Millionen Euro wurden gefördert mit einer großzügigen Spende der Albert Berner-Stiftung (100.000 Euro) und öffentlichen Mitteln aus dem „Städtebauförderungsprogramm Investitionspaket Soziale Integration im Quartier, SIW“ (410.000 Euro).
Im Ganerben-Gymnasium waren die Sanierungsarbeiten kurz vor dem Abschluss, als in der Unwetternacht viele der Räume überflutet wurden. Die naheliegende Katzenklinge konnte das Regenwasser nicht mehr fassen. „Wir haben mit der Sanierung fast wieder von vorne begonnen“, blickt Bürgermeister Stefan Neumann zurück.
In der Gaisbacher Straße und am Oberen Bach hat das Wasser große Löcher aus dem Straßenbelag gerissen und auch in den umliegenden Gebäuden immense Schäden verursacht. Die öffentlichen Flächen in diesem Bereich mussten komplett neu ausgebaut werden. Im September 2018 konnte die neue Innenstadtfläche mit hoher Aufenthaltsqualität eingeweiht werden. Die Kosten haben rund 470.000 Euro betragen.
Klingen, Bachläufe, Abwasserkanäle, Bachverdolungen, Wirtschaftswege und Gemeindeverbindungsstraßen wurden beschädigt und wiederhergestellt. So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr (2020) eine Brücke, ein Straßendurchlass, vergrößert, um die Hochwassersituation in Ohrenbach zu entschärfen. Kosten rund 170.000 Euro.
Der Schaden, den die Stadt insgesamt zu tragen hat, beläuft sich auf mehrere Millionen Euro. „An privaten Gebäuden und Grundstücken hat das Unwetter leider auch enorm großen Schaden angerichtet“, so Bürgermeister Stefan Neumann. „Es ist bewundernswert, wie seitdem gearbeitet wurde. Wer jetzt durch die Stadt läuft, kann nicht mehr erahnen, wie stark Künzelsau betroffen war. Danke an dieser Stelle für das Geleistete, an alle, die irgendwie ihren Teil dazu beigetragen haben. Das war eine gigantische Gemeinschaftsleistung.“
Vorbeugen – Schutz umsetzen
Da aufgrund des Klimawandels weitere Starkregenereignisse zu befürchten sind, hat die Stadtverwaltung das Ingenieurbüro BIT beauftragt, zu untersuchen, wo und wie Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen und Flusshochwasser getroffen werden können. Im November 2019 hat der Gemeinderat dem so erarbeiteten Starkregenrisikomanagementkonzept zugestimmt. In dem daraus abgeleiteten Handlungskonzept sind über fünfzig Maßnahmen in Künzelsau und den Stadtteilen enthalten, die entsprechend verschiedener Prioritäten in den Jahren 2020/21 bis 2030 ausgeführt werden sollen. „Zwischen 21 und 32 Millionen Euro brutto müssen nach einer groben Kostenschätzung investiert werden, um Risikobereiche zu entschärfen“, erklärt Stadtbauamtsleiter Bernd Scheiderer.
Hochwasserschutz wird ausgebaut
Aktuell wird gerade entlang des Kochers in der Würzburger Straße in Künzelsau der Hochwasserschutz verbessert. Der Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium führt die Arbeiten in Kooperation mit der Stadt Künzelsau aus. Sie stehen kurz vor dem Abschluss. Die Investitionskosten für diese Hochwasserschutzmaßnahme belaufen sich auf rund 1,050 Millionen Euro. Das Land trägt 70 Prozent, die Stadt Künzelsau 30 Prozent der Investitionskosten.
Ein Regenrückhaltebecken bei Amrichshausen ist mittlerweile in der Phase der Genehmigungsplanung. Die Kosten dafür werden in einer Höhe zwischen 300.000 und 400.000 Euro geschätzt. Parallel hierzu werden Maßnahmen am Kemmeter Bach und am Künsbach geplant. In den Jahren 2022 und 2023 sollen diese Projekte realisiert werden. Dafür werden Fördermittel beantragt.
„Bei Berndshausen bestehen drei Hochwasserrückhaltebecken, die 2022 fit für die Zukunft gemacht werden. Rund 100.000 Euro fallen voraussichtlich für die Sanierung an“, schätzt Bernd Scheiderer.