In der Musikszene gilt Thomas Selle – 14 Jahre nach Zeitgenosse Heinrich Schütz geboren - noch als Geheimtipp. Allerdings erlebt seine innovative und experimentierfreudige Musik momentan eine spektakuläre und spannende Wiederentdeckung. Die Tonsprache seiner Kompositionen changiert zwischen verschiedenen Stilen: zwischen italienischer Virtuosität und rhetorischem Arioso, zwischen experimentierfreudigen Satztechniken und populären Harmonieschemen, zwischen Geistlich und Weltlich. Selles Musik malt ein Bild vom Leben, Denken und Fühlen seiner Zeit im Zeichen des Dreißigjährigen Krieges: Die Sehnsucht nach Frieden, das Nachzeichnen arkadischer Idylle und immer wieder Texte aus dem Hohelied der Liebe. Darauf bezieht sich auch der Name des Programms. Die Nymphe Amarilli, eine Nachfahrin des Hirtengottes Pan, steht hier für die unschuldige Liebe, wie sie im Hohelied der Liebe beschrieben wird. Das Ensemble The Muses‘ Fellows wurde 2010 in Hamburg aus professionellen Sängern und Instrumentalisten sowie Jugendlichen und jungen Musikern gegründet. In variabler Besetzungsgröße gibt The Muses' Fellows Konzerte in ganz Deutschland, u.a. beim Wittenberger Renaissance Musikfestival. Mit ihrer Musizierweise nach historischem Vorbild – nicht nur „informiert“, sondern auch „inspiriert“ – liefern The Muses‘ Fellows eine neue Interpretation der Alten Musik, die erstaunlich frisch und hörenswert ist. Im Konzert in Künzelsau musizieren Monika Mandelartz, Harfe, die Sopranistin Anne Schneider sowie der 20-jährige Adriano da Silva Trarbach, Blockflöte. Monika Mandelartz beschäftigt sich seit gut 15 Jahren mit dem Frühwerk Selles. Mit Erlaubnis der Kirchengemeinde St. Katharinen in Salzwedel studierte sie die originale Selle-Handschrift und spielte bereits einen Teil dieser Musik mit ihrem Ensemble The Muses‘ Fellows unter dem Titel So frewe dich! ein. Sie studierte in Den Haag, Frankfurt/M und Bremen. Als Multiinstrumentalistin konzertiert sie mit verschiedenen Ensembles und spielte u.a. an den Staatsopern Hamburg und Hannover. Die Sopranistin Anne Schneider ist vor allem im Bereich der Alten Musik als Solistin und Ensemblesängerin tätig. Sie war bei diversen nationalen und internationalen Festivals zu Gast (u.a. Händel-Festspiele Halle, Meraner Musikwochen, Internationale Orgelwoche Nürnberg). Adriano da Silva Trarbach wurde 2001 in São Jerônimo-RS, Brasilien geboren und wuchs zusammen mit seinen vier Geschwistern und seiner Mutter im Viertel Bonfim der Millionenmetropole Curitiba-PR im Südosten von Brasilien auf. Dank des Projeto Dorcas, das Kinder und Jugendliche aus Armenvierteln unterstützt, bekam er 2011 die Möglichkeit, zuerst Blockflöte und später auch Cello zu lernen. Während seiner Ausbildung konnte er an Meisterkursen in São Paulo und auf Festivals spielen, er lernte die deutsche Sprache, bekam ein Stipendium und 2018 die Möglichkeit, über ein Austauschschülerprogramm nach Deutschland zu kommen. Inzwischen ist er Student der Hamburger Musikhochschule. Für das Konzert ist ein Nachweis über Impfung, Genesung oder ein negativer Test erforderlich. Die Hygienevorschriften sind zu beachten. Der Eintritt ist frei, Spenden erbeten.