Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Neues Bienenhotel in den Wertwiesen zum Weltbienentag am 20. Mai

Majas wilde Schwestern – Wildbienen unterwegs  

zwei Männer stehen rechts und links neben einem Bienenhotel aus Holz, dahinter ist das  Schl0ß Bartenau zu sehen.
Michael Farone vom Rotary Club Künzelsau-Öhringen übergibt ein Bienenhotel an Bürgermeister Stefan Neumann. Rund 600 Arbeitsstunden haben die Club-Mitglieder für die Planung, Organisation und den Bau der Hotels aufgewendet. Alle 16 Hohenlohekreis-Kommunen haben eines bekommen. 

Es gibt sie in vielen Farben, Formen und Größen: Wer bei Bienen vor allem an gelb-schwarze Streifen denkt, unterschätzt die über 460 Wildbienen-Arten, die alleine in Baden-Württemberg vorkommen. Zum Weltbienentag am 20. Mai werden hier drei Arten vorgestellt, die man in Künzelsau beobachten kann.

Ohne Wildbienen und Hummeln gäbe es keinen Apfelsaft und keine bunten Wiesen. Denn sie bestäuben unsere Obstbäume und Wildpflanzen und sind unverzichtbar für die Ökosysteme. Aber sie finden kaum noch Nahrung und Nistplätze. Solche Lebensräume schafft Künzelsau, auf verschiedenen Grünflächen, indem sie auf heimische Wildpflanzen setzt. In den Wertwiesen haben Mitarbeiter des städtischen Bauhofes eine Fläche mit Stauden und Gehölzen geschaffen, die für Insekten sehr wertvoll sind. Dort steht seit wenigen Tagen ein Bienenhotel, das Rotarier zur Rettung von Bienen in Eigenarbeit hergestellt haben.

Viele Wildbienen haben sich über viele Jahrtausende auf Pollen und Nektar weniger Pflanzenarten spezialisiert. Mit gebietsfremden Arten und exotischen Zuchtformen können sie nur wenig anfangen.
 
So wie im Laufe des Jahres verschiedene Pflanzenarten blühen und verwelken, kommen und gehen auch die Wildbienen. Bestimmte Arten sammeln jeweils zu ganz bestimmten Zeitpunkten Pollen und Nektar. Die Wildbienen fliegen vier bis sechs Wochen – bis sie genug Nahrung gesammelt haben, um ihren Nachwuchs großzuziehen. Dann verschwinden sie in ihre Brutstätten und legen eine Brutzelle an. Darin befinden sich ein Ei und ein Pollenvorrat, von dem sich die Larven nach dem Schlüpfen ernähren. Die meisten Wildbienenarten – etwa 80 Prozent – nisten im Boden. Aber auch die Stängel vertrockneter Wildstauden oder abgestorbene Baumstämme sind beliebt.

In Künzelsau summt und brummt es


Startschuss für die naturnahe Umgestaltung der Grünflächen war die Teilnahme von Künzelsau beim NABU-Projekt „Natur nah dran“ im Jahr 2020. Die Flächen sind unter anderem in den Wertwiesen zu finden. Mit etwas Glück kann man dort folgende Bienenarten beobachten. Wichtig ist, die Bienen nicht zu stören oder zu berühren.
 
Holzbienen schillern blauschwarz und machen vor allem durch ihre Größe auf sich aufmerksam: Die Brummer erreichen annähernd drei Zentimeter und gehören damit zu den größten Vertreterinnen der Bienen in Europa. Der Körperbau erinnert an den einer Hummel, sie ist allerdings nicht pelzig behaart. Die Blauschwarze Holzbiene mag es warm und trocken und nistet in Totholz.
 
Die Knautien-Sandbiene lebt solitär, das heißt sie bildet wie die meisten Wildbienen keine Völker. Ihr Name sagt schon ziemlich viel über ihren Lebensstil aus: Sie nistet in der Erde und ist spezialisiert auf den Pollen der Knautie, also der Witwenblume, und der Tauben-Skabiose. Beides sind Wiesenblumen, die auf den naturnahen Flächen zu finden sind Zusammen mit der Knautien-Sandbiene kommt auch eine andere Art vor: Die Bedornte Wespenbiene ist nämlich darauf spezialisiert, ihre Eier in die Sandnester zu legen. Wie beim Kuckuck lebt die Larve dieser Wespenbiene im fremden Nest und ernährt sich von den Vorräten, die eigentlich den jungen Sandbienen zugedacht waren.
 
Die Skabiose lockt nicht nur die Knautien-Sandbiene an, sondern auch die Gelbbindige Furchenbiene, die allerdings beim Blütenbesuch nicht wählerisch ist. Während andere Tier- und Pflanzenarten unter den steigenden Temperaturen leiden, macht diese Furchenbiene das Beste daraus: Sie ist eine klare Klimawandel-Gewinnerin unter den Wildbienen und hat in den letzten Jahrzehnten ihr Verbreitungsgebiet stetig nach Norden erweitert. Zudem hat sie sich in den Mittelgebirgen in die vormals deutlich kühleren Höhen vorgewagt.
 
Alle können etwas für Wildbienen tun!
Beim Thema Artenvielfalt gilt die Devise „Jeder Quadratmeter zählt“. So können nicht nur Kommunen ihre Flächen in blühende Biotope verwandeln, sondern auch heimische Gärten oder Balkone bieten das Potenzial, zum Insekten-Paradies zu werden. Von diesen Tipps profitieren nicht nur Wildbienen, sondern auch andere Insekten, wie Schmetterlinge.
 
Verschiedene Blühzeiten für verschiedene Arten: Es ist wichtig, dass nicht alle Blumen zur gleichen Zeit blühen, sondern die Blühzeit sich möglichst lange erstreckt. Vom Winterling im Februar, dem Buschwindröschen im März und April über die Gewöhnliche Nachtviole von Mai bis Juli bis zur Berg-Aster von August bis Oktober.
 
Gefüllte Blüten, leeres Pollen-Buffet: Häufig haben Pflanzen im Baumarkt oder der Gärtnerei gefüllte Blüten ohne Staubblätter. Das sieht zwar ansprechend aus, aber Bienen und Hummeln finden hier weder Pollen noch Nektar. In den Einkaufswagen sollten deshalb nur insektenfreundliche Wildpflanzen mit ungefüllten Blüten.
 
Bio auch im Garten: Saatgut und Pflanzen sollten biologisch angebaut sein, denn Pestizide sind eine Bedrohung für Insekten. Ein naturnaher Garten reguliert sich selbst und kommt ohne Gift aus. Insekten wie Marienkäfer oder Florfliege halten als Nützlinge sogar Blattläuse in Schach.

Bienenhotel im Hintergrund Grünfläche und Schloß Bartenau
Eine Natur-Nah-Dran-Fläche ist in den Wertwiesen entstanden. Fotos Laura Asum, Stadtverwaltung Künzelsau.

Hintergrund:

Der Aktionstag am 20. Mai wurde 2018 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um darauf aufmerksam zu machen, welche wichtige Rolle Bienen als Bestäuber spielen.
 
Das Kooperationsprojekt „Natur nah dran“ von NABU und Land wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten. Von 2022 bis 2027 werden jährlich 15 Städte und Gemeinden gefördert. Künzelsau war 2020 Teil von „Natur nah dran“ und hat verschiedene Flächen naturnah umgestaltet.
 
In der ersten Projektstaffel wandelten von 2016 bis 2021 bereits 61 Kommunen über 230.000 Quadratmeter naturnah um.

Weitere Veranstaltungen zum Thema:

  • Am Mittwoch, 24. Mai 2023 um 19 Uhr findet der NABU-Online-Vortrag „Lebensraum Streuobstwiese“ statt. Nach einem Überblick über den Lebensraum Streuobstwiese erfahren die Teilnehmenden, welche Rolle Nistplätze für Wildbienen auf Streuobstwiesen spielen und wer Nisthilfen gerne annimmt. Zur Anmeldung 
  • Am Montag, 19. Juni 2023 um 19 Uhr geht es um’s Thema „Naturnaher Garten“. In den Wertwiesen startet ein Rundgang, bei dem es praxisnahe Informationen zum Anlegen klimaresilienter Gärten, zum naturnahen Gärtnern und zum Umgang mit Trockenheit gibt. Die Landschaftsplanerin Diplomingenieur Kerstin Schlange vom Planungsbüro Planbar Günthler GmbH und Jochen Lutz, stellvertretender Leiter des Bauhofs Künzelsau, geben Interessantes und Tipps weiter. Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten bei der Stadtverwaltung, Rafaela van Dorp, Telefon 07940 129-102 oder E-Mail rafaela.vandorp@kuenzelsau.de.

Weitere Informationen und kurze Filmclips zum Projekt gibt es unter www.Naturnahdran.de.