Blick auf das neue Rathaus in Künzelsau.

Stadtverwaltung lud zum Baustellengespräch ein

Tiefe Einblicke am Stadteingang

Auf der Baustelle zum neuen Stadteingang fanden sich zahlreiche Leute zusammen. Zu sehen ist die Baustelle mit interessierten Leuten.
Baustellengespräch zum neuen Stadteingang Foto: Stadtverwaltung Künzelsau

Das Gerät, das Jürgen Tachtler immer bei sich trägt, würde sofort Alarm schlagen, wenn sich gefährliche Schadstoffe in der Luft befinden. Deshalb konnte eine Gruppe von Interessierten ohne Bedenken dem Bauleiter der Firma Geiger auf das Sanierungsgebiet Stadteingang Stuttgarter Straße in Künzelsau folgen, um dort direkt einen Blick in die Baugrube zu werfen, wo LKWs und Radlader rangieren. Den Tag der Städtebauförderung hatten Stadtbaumeisterin Silke Mittnacht und der Technische Leiter der KünWerke Bernd Scheiderer zum Anlass genommen, um zu einem Baustellengespräch einzuladen. Unter der Regie der KünWerke werden in dem Sanierungsgebiet zurzeit Altlasten beseitigt und Erschließungsarbeiten durchgeführt.

Mit nicht nur einer guten Nachricht konnten die Verantwortlichen aufwarten. Scheiderer bekräftigte, dass die Maßnahmen besser als vorausgesehen laufen würden. Bis Ende Juni sollen die Altlasten auf dem ehemaligen Industriegelände beseitigt sein, dann kann sowohl die Verlegung der Kanal- und Wasserleitungen als auch der Straßenbau beginnen. Auch der Anlieferungsbereich von Kaufland muss umgestaltet werden. Als besonders erfreulich vermerkte Scheiderer, dass die voraussichtlichen Kosten für die Altlastensanierung mit bis zu 1,6 Millionen Euro weit unter den veranschlagten 2,1 Millionen liegen. Die weiteren bevorstehenden Tief- Neuordnungsmaßnahmen veranschlagt er mit rund 1,7 Millionen Euro.

„Klappt das auch wirklich?", wollte eine Besucherin wissen, als es um das von der auf Altlastensanierung spezialisierten Firma Geiger entwickelte neuartige Verfahren zur Bodenreinigung ging. Die kontaminierte Erde wird nämlich nach dieser speziellen Methode vor Ort mit Kalk behandelt und anschließend in einer sogenannten Sanierungsbox mechanisch behandelt. Die dabei freigesetzten, leichtflüchtigen Schadstoffe werden abgesaugt und die Luft über eine Aktivkohleanlage gereinigt. Das behandelte Erdmaterial wird abfalltechnisch untersucht und kann bei entsprechender Eignung zur Wiederverfüllung verwendet werden.

Damit würden erhebliche Kosten eingespart. Die Preise für die Deponie seien enorm, erläuterte Lars Steinle von der Firma Geiger. Nur der nicht vor Ort verwertbare, immer noch kontaminierte Rest werde abgefahren, mit Planen geschützt, damit kein Staub in die Umwelt gelangt. „Wir achten auf den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung", ergänzte Steinle. Angefahren wird momentan vor allem die Deponie Stäffelesrain in Beltersrot. Je nach abfalltechnischer Einstufung und Verfügbarkeit von Deponieraum müssen auch alternative Deponien gewählt werden.

Dass die Belastung des Grundwassers schon jetzt deutlich zurückgegangen ist, bestätigten der Geologe Arnold Pettera und die Umweltwissenschaftlerin Anita Ziegler von CDM Smith. Die Vertreter des Ingenieurbüros, die auch an der Vorerkundung und Planung der Aushubsanierung beteiligt waren, erläuterten, dass eine Haupt-Kontaminationsquelle auf dem ehemaligen Betriebsgelände eines metallverarbeitenden Betriebs ermittelt werden konnte. Es handelt sich dabei um einen mit Metallspänen verfüllten Schacht im Bereich der früheren Entfettungsanlage. Dieser Hotspot ist bereits saniert. Der zweite Hotspot wird in den kommenden Wochen ausgehoben.

Immerhin mussten zur Reinigung acht Meter tiefe Gruben ausgehoben werden. Pettera weist darauf hin, dass durch die besondere Konstruktion einer sich selbst versteifenden Wand verhindert wurde, dass Nachbargrundstücke in Mitleidenschaft gezogen wurden. Sonst hätten der angrenzende Radweg und der Garten des Forsthauses abgegraben werden müssen. Nun sind nicht einmal mehr Anker nötig auf dem Nachbargelände. „Dies ist geotechnisch etwas Besonderes", erklärte Pettera.

Ein Thema bei den Besucherinnen und Besuchern war auch der Naturschutz. Weil Blindschleichen in den angrenzenden Grünstreifen gesichtet worden sind, ist ein Schutzzaun errichtet worden. Die notwendigen Vergrämungsmaßnahmen wurden mit dem Landratsamt abgestimmt, erläuterte Ziegler. „Durch die Baustelle werden die Tiere nicht beeinträchtigt", versicherte sie. Nicht zu verhindern sei, dass im Zuge der weiteren Baumaßnahmen auch noch die restlichen Bäume auf dem Gelände gefällt werden müssten, räumte Scheiderer auf entsprechende Nachfragen der Besucherinnen und Besucher ein, die sich vom Fortgang der Maßnahmen in der aktuellen Hochphase beeindruckt zeigten.